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Neuer Tarif Telekom: Neuer Datentarif kommt auf den Markt- Unbegrenztes Datenvolumen erhältlich

Von Frank-Thomas Wenzel 06.03.2018, 16:28
Symbolbild
Symbolbild AP

Frankfurt - Die Telekom wagt einen großen Schritt und spricht sogar von Unendlichkeit.

Dabei geht nicht um Metaphysisches, sondern schlicht um Mobilfunk ohne eine Begrenzung beim Datenvolumen. Das kann im Geschäft mit der Datenübertragung per Funk einiges in Bewegung bringen.

Seit der Geburt des mobilen Internets wird der Transport der Bits und Bytes rationiert. Die Tarife sind mit bestimmten Datenmengen verknüpft. Werden diese überschritten, wird die Übertragungsgeschwindigkeit häufig so stark gebremst, dass das Surfen im Internet kaum noch möglich ist, geschweige denn das Abrufen von Musik oder Filmen.

80 Euro im Monat für unbegrenztes Surfen

Es sei schon lange der Wunsch von Nutzern gewesen, ohne Beschränkung das Smartphone zu nutzen, sagt Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. „Dem kommen wir jetzt nach.“ Der Ex-Monopolist führt den sogenannten XL-Tarif ein. Das bedeutet: Die Kunden können mit ihren Geräten so viele Filme anschauen und Songs hören, wie sie wollen, eine Bremse bei der Datenrate gibt es nicht mehr.

Das hat allerdings seinen Preis. Nämlich knapp 80 Euro im Monat. Damit wird das Mobilfunkangebot des Marktführers der Festnetznutzung immer ähnlicher, wo Daten-Drosselungen bislang nicht durchsetzbar waren.

Der neue Tarif bedeutet: ein Aufschlag von 25 Euro auf die bislang teuerste Variante des Magentakonzerns. Bei dem war die Datennutzung aber auf sechs Gigabyte begrenzt. Und sechs Gigabyte sind innerhalb eines Monats schnell verbraucht, wenn man tatsächlich mit dem Smartphone oder dem Tablet Filme abruft. Wer dann auf die hohe Geschwindigkeit nicht weiter verzichten will, muss teuer nachbuchen. 25 Euro können da relativ schnell zusammen kommen. 

Andere Anbieter werden nachziehen

Wobei die Bonner allzeit schnelle Zugänge ins Internet versprechen, mit einer Datenrate bis zu 300 Megabit pro Sekunde - das ist erheblich schneller als die eigenen Offerten für das Festnetz.

Experten erwarten, dass die Telekom mit ihrem Angebot nicht lange allein stehen dürfte. In der Vergangenheit konnte sich keiner der drei Netzbetreiber (Telekom, Vodafone und Telefonica/O2) erlauben, dauerhaft hinter den anderen her zu hinken. Dafür ist der Wettbewerb in der Branche zu hart.

Es laufen praktisch permanent Preiskämpfe. Das haben auch die Mobilfunker der Telekom zu spüren bekommen. Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer sackte zum Ende des vorigen Jahres wieder auf 13 Euro ab. Während die Rivalen von Vodafone 15,40 Euro verzeichnen. Bei den Vertragskunden von Telefonica waren es mit 15,20 Euro zwar kaum weniger. Allerdings ging es auch hier nach unten, und zwar um 50 Cent zum Vorquartal.

Datentarif als entscheidender Faktor

In der Branche besteht kein Zweifel, dass eine kluge Preispolitik bei den Datentarifen der alles entscheidende Faktor für die Rendite geworden ist. Deshalb versucht die Telekom jetzt mit dem stolzen XL-Tarif, die Umsätze nach oben zu schieben. Sie zielt dabei vor allem auf die eigenen Kunden, denen die sechs Gigabyte mit Hochgeschwindigkeit zu wenig waren.

Upselling wird dieses Prinzip genannt. Als zweite Gruppe haben die Bonner Strategen die Nutzer des Stream-On-Angebots im Blick. Seit knapp einem Jahr können Kunden ausgewählte Dienste wie Netflix oder Apple Music kostenlos nutzen, ohne dass die abgesaugten digitalen Informationen beim monatlichen Datenvolumen angerechnet werden.

„Wir erwarten, dass es eine Migration von Stream On zum XL-Tarif geben wird“, sagt Michael Hagspihl, Chef der Privatkundensparte. Das neue Angebot hat den Vorteil, dass es unlimitiert ist, für alles gilt, was das Internet zu bieten hat. Stream On ist auf 200 „Partner“ beschränkt. 

Keine Suche mehr nach freiem WIFI

Doch niemand weiß derzeit genau, wie groß die Gruppe der Intensivnutzer ist, die tatsächlich bereit sind, die 80 Euro zu zahlen - laut Wössner sorgen fünf Prozent der Mobilfunkkunden für 80 Prozent des Datenverkehrs. Der Manager hat kürzlich bei der Präsentation der Telekom-Jahreszahlen aber auch verraten, dass der durchschnittliche Vertragskunde derzeit nur 1,6 Gigabyte pro Monat aus dem Netz saugt.

Allerdings sind die Wachstumsraten hierbei immens. Bei der Telekom war es 2017 ein Plus von gut einem Drittel. Und kein Branchenkenner zweifelt daran, dass der Datenhunger weiter wachsen wird.

Haupttreiber sind die Streaming-Angebote von Netflix, Sky und Co, die sämtlich nicht nur für den heimischen Fernseher, sondern gleichzeitig für mobile Geräte gelten. Vielfach wird dabei derzeit auch unterwegs mit Wlan operiert. Mit dem XL-Tarif soll sich die Suche nach drahtlosen lokalen Netzwerken erübrigen.

Offen, ob eine schnelle Übertragung funktioniert

„Der Markt muss aber erst noch zeigen, ob die neue Offerte angenommen wird“, sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer den VATM-Verbandes, in dem sich T-Konkurrenten organisiert haben. Schließlich gebe es von anderen Anbietern zahlreiche günstige Datenpakete, die mit einer nur geringen Drosselung auskämen.

Viel wird auch davon abhängen, ob das Versprechen der schnellen Internetverbindung eingehalten werden kann. Wenn Kunden in großer Zahl in dicht besiedelten Gebieten gleichzeitig Netflix-Filme abrufen, kann sich die Übertragungsgeschwindigkeit wegen Überlastung sehr schnell erheblich verlangsamen – dann kann der Vorstoß in die Unendlichkeit für die Nutzer eine recht frustrierende Angelegenheit werden.