Spielwaren-Messe: Spielwaren-Messe: Die Modellbahn 2.0 in Leipzig

Leipzig - Die digitale Spielewelt präsentiert sich minimalistisch. In einem futuristisch anmutenden Glaskasten zieht eine einfache Lok auf kleinen Schienen der Spurweite Z ihre Kreise. Aufmerksamkeit erregt der Tablet-PC, mit dem sich die Modellbahn steuern lässt. Doch das eigentliche Herzstück, das das Unternehmen Toy-Tec auf der 19. Messe Modell-Hobby-Spiel in Leipzig als Prototypen präsentiert hat, ist eine Steuerungseinheit in Form eines flachen schwarzen Kastens: das Gehirn. Auf Neudeutsch: das Brain. „Damit brauchen wir nur noch ein einziges Kabel und können auf alle Querverkabelungen zu den Weichen verzichten“, sagte Alexander Gaugler, Geschäftsführer von Toy-Tec. Zumindest jeder Hobby-Lokführer weiß, wie lästig die Verkabelung bei einer digitalen Modellbahn sein kann.

Die Modellbau- und Spielemesse hat vom Freitag bis Sonntag auf dem Leipziger Messegelände stattgefunden. Mehr als 100 000 Besucher kamen zu der Veranstaltung, die damit nach Veranstalterangaben die publikumsstärkste Messe ihrer Art in Deutschland ist. In fünf Hallen zeigten mehr als 650 Aussteller aus 13 Nationen ihre Produkte - neben den Neuerungen im Modellbau und 3D-Druck waren auch neue Versionen traditioneller Brettspiele zu sehen. Die Branche hat durchaus Gewicht: Der deutsche Einzelhandel setzte im vorigen Jahr rund 2,7 Milliarden Euro mit traditionellem Spielzeug um.

Dass sich ein Modellbahn-Zug drahtlos mit dem Computer oder dem Smartphone steuern lässt, ist schon fast nichts Besonderes mehr. Auch Lichter, Schranken und Weichen lassen sich auf diese Weise kontrollieren. Eine App wie bei anderen Anbietern ist dabei nicht mehr notwendig. „Inzwischen gehen auch schon immer mehr ältere Modellbahnfans ungezwungen mit der digitalen Technik um“, sagte Gaugler. „Doch das Beste ist, dass wir mit den Computern auch wieder junge Leute für das Hobby begeistern können.“ Möglichst bis zum Weihnachtsgeschäft will das Unternehmen aus Baden-Württemberg die neue Technologie auf den Markt bringen.

Ein anderes Hobby wurde erst dank der Smartphones wiederbelebt. Ausgestattet mit GPS gehen immer mehr Menschen beim Geocaching auf eine elektronische Variante der Schnitzeljagd. Mithilfe von Koordinaten, die im Internet abrufbar sind, können die modernen Schatzsucher in der Natur oder auch in Städten kleine Dosen finden, in denen Rätsel oder Geschichten hinterlegt sind. Auf der Leipziger Hobby-Messe gab es erstmals einen großen Geocacher-Bereich, inklusive Kletterwand und Seilklettern - die Schätze werden nicht selten in luftiger Höhe versteckt.

Die größte Geocaching-Plattform, das US-Unternehmen Geocaching.com, entwickelt inzwischen weltweit Schnitzeljagden für Städte, um den Tourismus anzuregen. Während der Messe war eine Tour mit dem GPS-Gerät auf den Spuren berühmter Komponisten in Leipzig freigeschaltet. Weitere Angebote in der Messestadt könnten in Zukunft folgen. Erste Gespräche dafür wurden während der Messe geführt.

Neben immer mehr digitalen Angeboten war die Messe von klassischen Hobbys wie Spielen, Basteln und Tüfteln geprägt. Einer der Stammgäste ist Klaus-Jürgen Wrede, der wieder einmal eine neue Variante seines Spieleklassikers Carcassonne präsentierte. Bei der neuen Version „Goldrausch“ müssen die Spieler im Wilden Westen Eisenbahnen bauen, mit Indianern handeln und jede Menge Gold schürfen. In Leipzig konnten die Besucher das Spiel zwei Wochen vor dem offiziellen Verkaufsbeginn schon einmal testen.

Dass es das Spiel des Jahres 2001 schon längst als Computerspiel und Handy-App gibt, versteht sich von selbst. Und auch die nächste Carcassonne-Variante hat Wrede schon in Planung, die im kommenden Jahr erscheint und im Dschungel spielen wird. „Die Leute verlangen einfach immer mehr und mir gehen die Ideen bisher nicht aus.“ (mz)