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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Unternehmen fehlen tausende Azubis

29.05.2016, 13:11
Plakat mit der Aufschrift «Azubi gesucht» am Lehrstellen-Aktionstag. Foto: Sebastian Willnow/ Archiv
Plakat mit der Aufschrift «Azubi gesucht» am Lehrstellen-Aktionstag. Foto: Sebastian Willnow/ Archiv dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Unternehmen in Sachsen-Anhalt können tausende Lehrstellen nicht besetzen. Nach Angaben der regionalen Arbeitsagentur konnten bei zuletzt etwa 11.000 gemeldeten Ausbildungsplätzen bei mehr als 6.800 keine Azubis gefunden werden.

Vielfältige Gründe

„Wir haben über 500 freie Ausbildungsplätze in unserer Ausbildungsplatzbörse, wahrscheinlich sind es aber weitaus mehr, da sich ja nicht jeder Betrieb bei uns registrieren lässt“, sagte Jens Schumann von der Handwerkskammer Halle.

„Die Gründe sind vielgestaltig - die demografische Delle, das Bestreben von Eltern und Politik, möglichst alle zum Abitur zu führen, sind wohl die beiden wichtigsten“, sagte Schumann. Besonders das Nahrungsmittelhandwerk und die technologieorientierten Handwerke hätten Probleme, Nachwuchs zu gewinnen. „Erstere finden fast gar keine, letztere zumeist keine geeigneten Auszubildenden.“

„Die Ausbildungssituation ist in der Tat für viele Unternehmen dramatisch, wir haben einfach zu wenig Jugendliche im Land“, erklärte Simone Danek, Geschäftsführerin des Geschäftsfeldes Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Nach einer Umfrage der IHK kann inzwischen im Schnitt schon jedes zweite Unternehmen nicht mehr alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Betroffen seien alle Branchen gleichermaßen.

Rahmenbedingungen verbessern

Unbesetzt bleibe erfahrungsgemäß etwa ein Drittel der Ausbildungsplätze, sagte Torsten Scheer von der Industrie- und Handelskammer Magdeburg. Als Mangelbranchen sieht er Hotellerie und Gastronomie, Einzelhandel und Maschinenbau. „Wir sehen großes Potenzial in einer besseren Berufsorientierung der Schüler beispielsweise an den Gymnasien und einer entsprechenden Qualifikation der Lehrkräfte“, meinte er mit Blick auf mögliche Lösungen für das Dilemma.

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Politik und Gesellschaft sollten die Rahmenbedingungen für die Allgemeinbildung verbessern, sagte auch Simone Danek. „Wenn die Ausbildungsreife der Schulabgänger stiege und deshalb deutlich weniger junge Menschen ihr Studium oder ihre Berufsausbildung abbrechen würden, dann wäre schon viel gewonnen.“

Anja Gildemeister, Pressesprecherin der Handwerkskammer Magdeburg, verwies auf den Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung von Sachsen-Anhalt. „Die berufliche und die akademische Bildung müssen als zwei gleichberechtigte Säulen im Bildungssystem noch besser wahrgenommen und bei der Organisation des Schulwesens beachtet werden“, heißt es darin. „Wenn die Regierung das umsetzen würde, wäre dem Handwerk sehr geholfen“, erklärte die Sprecherin. (dpa)

Lehrstellen finden: Azubis - das Ausbildungsportal der Mitteldeutschen Zeitung