Neue Strategie Neue Strategie: Plant Halloren eine Expansion mit Preiserhöhung?

Halle - Die Stuhlreihen sind gut gefüllt: Rund 150 Halloren-Aktionäre besuchen am Mittwoch die Hauptversammlung der halleschen Schoko-Firma. Obwohl sich das Unternehmen Ende 2016 von der Frankfurter Börse zurückzog und die Veranstaltung nun in einem Festzelt auf dem Firmengelände stattfindet, ist das Interesse ungebrochen. Kleinaktionär Matthias Lemke aus Jena stellt die Frage, die fast alle Anteilseigner umtreibt: Schafft Halloren nach verlustreichen Jahren die Wende?
Gleich zu Beginn stellt sich der künftige Vorstandschef Ralf Wilfer vor: „Ich habe tatsächlich Schokolade im Blut und esse sie täglich“, sagt der 53-Jährige. Er habe 1991 beim Schokohersteller Milka seine Karriere begonnen und sei auf der süßen Seite geblieben. Er wolle den neuen Kurs der Schokoladenfabrik mit dem Fokus auf der bekannten Halloren-Kugel vorantreiben. Er sagt aber auch: „Ich verspüre Last auf meinen Schultern, es ist eine Herausforderung.“
Halloren macht seit drei Jahren Verluste
Halloren hat in den vergangenen drei Jahren rote Zahlen geschrieben. Nach dem Verkauf der vier Tochtergesellschaften Steenland (Niederlande), Weibler (Niedersachsen), Bouchard (Belgiern) und Delitzscher (Sachsen) - die beiden letzteren gingen an eine Holding des Großaktionärs Darren Ehlert - stehen die Hallenser finanziell wieder solide da.
Doch im laufenden Geschäft werden weiter Verluste eingefahren. Vorstand Klaus Schramm spricht von einem operativen Ergebnis von minus 3,6 Millionen Euro. Im vergangenen halben Jahr leiteten er und Vorstand Ralf Coenen die Neupositionierung des Unternehmens ein.
Ehlert: Halloren soll eine nationale Marke werden
Ehlert gab im MZ-Interview am Mittwoch die Richtung vor: Halloren soll eine nationale Marke werden. Laut Schramm hat eine externe Agentur die Marktposition der Halloren-Kugel untersucht und in Ost- wie Westdeutschland weitere Potenziale festgestellt.
Zudem kündigte Schramm eine Neuausrichtung der Marke inklusive „neuer Preisstellung“ und großer Marketing-Kampagne für die Saison 2019/2020 an. Konkreter wurde er allerdings nicht. Doch sind damit angedeutete Preiserhöhungen der richtige Weg für eine Expansion?
Halloren-Hauptversammlung: Viele Fragen zur Vergangenheit
Solche Fragen gingen teilweise unter, weil sich Großaktionär und Wettbewerber Katjes vor allem mit der Vergangenheit beschäftigt. Im Fokus steht der Verkauf von Delitzscher und Bouchard an eine Ehlert-Holding. Katjes-Anwalt Olaf Gierke stellte fast ein Dutzend Fragen zum Hergang der Transaktion. Die meisten Antworten dazu wurden allerdings schon im Vorjahr gegeben.
Aktionärsvertreter Martin Weimann warf Ehlert vor, das Unternehmen zu zerschlagen. Er kritisierte nicht nur den Verkauf der Tochtergesellschaften, sondern auch die teilweise Ausgliederung des Vertriebs. Die neue Vertriebsgesellschaft wird vom ehemaligen Halloren-Chef Klaus Lellé geführt.
Schramms Erklärung: Halloren wollte nicht die Vertriebskompetenz von Lellé verlieren. Die neue Vertriebsfirma ist für Halloren, aber auch für Delitzscher aktiv. Ein großer Teil der Halloren-Gruppe existiert also weiter, nun unter dem Holding-Dach von Großaktionär Ehlert.
(mz)