Nach Diesel-Affäre Nach Diesel-Affäre: Rekord-Rabatte auf Neuwagen

Berlin - Frohe Kunde für Autokäufer: Die Rabatte für Neuwagen waren noch nie so hoch wie derzeit. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den aktuellen Preissenkungen im Überblick.
Wie hoch sind derzeit die Rabatte?
Nach den Recherchen des Center Automotive Research (CAR) der Uni Duisburg-Essen laufen derzeit rund 400 Sonderaktionen der Autobauer, die einen Nachlass vom Listenpreis durchschnittlich um fast 15 Prozent offerieren.
Es sind Abschläge bis zu einem Drittel drin, etwa beim Citroen C3 oder beim Seat Mii. Jede Menge Schnäppchen kann auch machen, wer über einem Internetvermittler einen Wagen kauft. Hier bieten Händler bei den 30 meistverkauften Modellen Rabatte von 20 Prozent im Durchschnitt.
Gibt es weitere Wege, um an günstige Neuwagen zu kommen?
Massive Preissenkungen gibt es bei Pseudo-Neuwagen: Hersteller und Händler lassen diese Fahrzeuge selbst zu, um sie dann mit wenigen Kilometern auf dem Tacho als junge Gebrauchte zu verkaufen. Nissan, Audi und Opel liegen hier vorne. Jeweils fast die Hälfte von deren Neuwagen wird via Eigenzulassung auf den Markt gebracht.
In der Gesamtschau stellen die Car-Experten fest, dass das Rabatt-Niveau einen neuen Höchstwert seit Beginn der Erhebungen des Instituts im Januar 2010 erreicht hat. Aktuell liegen die Vergünstigungen um 35 Prozent höher als vor gut sieben Jahren. Nach CAR-Hochrechnungen bedeutet das Gewinneinbußen für die Hersteller von rund vier Milliarden Euro.
Warum senken die Hersteller und Händler immer weiter die Preise?
Mehrere Faktoren kommen zusammen. Auf dem deutschen Automarkt herrscht mit rund 40 Marken ein harter Konkurrenzkampf. In dieser Situation hat die Branche die Kunden in den vergangenen Jahren zu Schnäppchenjägern erzogen – die sogenannten Listenpreise sind im Grunde nur noch unverbindliche Orientierungspunkte.
Hinzu kommt nach Einschätzung der CAR-Experten eine große Verunsicherung der Käufer, die durch die Dieselaffäre und die Tricksereien mit Abgaswerten auch bei Fahrzeugen der neuesten Generation ausgelöst wurde. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass der Anteil der neuzugelassenen Autos mit Dieselmotoren drastisch gesunken ist. Nur noch rund ein Viertel aller Privatkunden kauft Pkw mit Selbstzünder-Aggregaten.
Sind Dieselfahrzeuge jetzt besonders billig?
Die CAR-Experten haben noch keine Sonderrabatte für Diesel-Pkw festgestellt. Eine mögliche Erklärung ist, dass Autobauer davon ausgehen, dass sie auch bei massiven Rabatten nicht maßgeblich mehr Wagen verkaufen würden. Dahinter steckt die Vermutung: Kunden, die sich vom Diesel abwenden, tun dies nicht wegen des Preises, sondern weil sie Angst vor Fahrverboten in Städten haben und weil sie nicht das Risiko eingehen wollen, sich eventuell ein Dreckschleuder zuzulegen.
Gleichwohl bieten Audi-Händler Diesel-Käufern derzeit zusätzlich kostenlose Inspektionen, Reparaturen und Anschlussgarantien für drei Jahre an und sie nehmen den alten Audi-Diesel in Zahlung. Nach Einschätzung von CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer zielt dies vor allem auf Firmenfuhrparks. 70 Prozent aller Firmenwagen sind Diesel. Darauf ist Audi massiv angewiesen. Mit dem Null-Euro-Service sollen offensichtlich gewerbliche Kunden gehalten werden.
Wie wird sich der Pkw-Markt weiterentwickeln?
Dudenhöffer interpretiert die Audi-Aktionen als eine Art Vorbote „für eine Fortsetzung und Steigerung“ der Rabattaktionen – vor allem dann doch bei Dieselfahrzeugen. Und das obwohl die Stimmung der Verbraucher gut ist und die Arbeitslosigkeit und die Zinsen niedrig sind. Letztere sind eigentlich Indikatoren für sinkende Rabatte.