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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Vergebliche Bohrungen nach Öl auf Usedom

Von Steffen Höhne 29.03.2016, 17:14
Eine Erdölsonde steht auf dem Gelände der Erdöl-Förderstätte Lütow auf der Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern).
Eine Erdölsonde steht auf dem Gelände der Erdöl-Förderstätte Lütow auf der Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern). dpa

Halle/Berlin - Die Verheißung ist groß gewesen: 18 Millionen Tonnen Erdöl im Wert mehrerer Milliarden Euro sollen unter Usedom lagern. Dies waren zumindest die Erwartungen der kleinen Berliner Erdölfirma Central European Petroleum GmbH (CEP) gewesen, als sie im Jahr 2012 einen Bohrturm auf der Ostsee-Insel aufstellte. 2.500 Meter tief wurde das Bohrgestänge im Auftrag des Unternehmens ins Gestein hinein getrieben. Das Ergebnis drei Jahre später ist allerdings ernüchternd. Es habe sich herausgestellt, dass eine wirtschaftliche Förderung zur Zeit weder in Lütow noch in Pudagla gegeben sei, sagte CEP-Sprecherin Angela Lammers.

Millionen in den Sand gesetzt

Auf Öl ist das Unternehmen schon gestoßen. Die Fließrate des vorhandenen Reservoirs ist nach Worten Lammers allerdings zu gering. Das Erdöl müsse von allein ins Bohrloch fließen. Wenn selbst unter dem Einsatz von Pumpen eine langfristige Förderung nicht möglich sei, lohne sich auch eine Testförderung nicht. Nach Firmenangaben wurden rund 30 Millionen Euro in die Erkundungen investiert. Diese sind nun verloren. Die Bohrungen waren überdies wegen befürchteter negativer Auswirkungen auf den Tourismus umstritten.

CEP ist eine kleine, auf der Suche nach Öl spezialisierte Firma mit rund 30 Mitarbeitern. Das Mutter-Unternehmen sitzt in Kanada, finanziert von 210 Investoren aus Nordamerika und Europa.

Die Öl-Sucher stützen ihre Erkundungen auf die Kartografenarbeit des einstigen staatseigenen DDR-Erdölbetriebs Erdöl-Erdgas Gommern. Der erkundete seit den 60er Jahren und noch bis in die 90er Jahre hinein rund 30 Lagerstätten. Allein auf dem heutigen Territorium von Mecklenburg-Vorpommern wurden seitdem mehr als zwei Millionen Tonnen Erdöl und fast eine Milliarde Kubikmeter Gas gefördert. Doch die von der DDR-Führung erhoffte Öl-Bonanza blieb aus.

Dort wo die DDR-Ingenieure aufhörten, machen die CEP-Manager nun weiter. Durch neue Techniken wie horizontale Bohrungen wollen sie neue Felder erschließen. Hintergrund ist, dass sich Ölvorkommen entlang von zwei Gürteln von England über Norddeutschland bis nach Polen erstrecken. Was in der Nordsee und Niedersachsen funktioniert, soll auch in Ostdeutschland möglich sein.

Am aktuell niedrigen Ölpreis von nur noch knapp 40 Dollar pro Barrel (159 Liter) sind die Usedomer-Vorhaben laut Lammers nicht gescheitert. „Die Projekte sind auf eine Förderzeit von 40 Jahren angelegt“, sagt sie. Da werde mit anderen Durchschnittspreisen kalkuliert. Zudem sei das Erdöl sehr hochwertig und eigne sich bestens, um in der Chemie- und Pharmaindustrie eingesetzt zu werden - nicht unbedingt als Kraftstoff.

Hoffnungen setzt CEP nun auf die dritte Bohrstelle an der Ostsee in Saal bei Barth. Vor der Halbinsel Darß wurde 2014 eine bereits laufende Testförderung unterbrochen, die nun fortgesetzt werden soll. Damit will das Unternehmen herausfinden, ob dort Erdöl langfristig förderbar ist.

Der Fokus der Erkundungen liegt derzeit allerdings in der brandenburgischen Lausitz. Dort wurden von CEP bereits bei den Orten Guhlen und Heide Probebohrung vorgenommen. In Guhlen soll nun bis Ende April in einem vorhandenen Bohrloch in 1.600 Metern Tiefe eine sogenannte Ablenkungsbohrung im 40 Grad Winkel erfolgen. Die Firma erhofft sich so ein besseres Bild von der Größe des Ölfeldes und der Fördermöglichkeit. Unter Guhlen könnte in mehr als 2.600 Meter Tiefe ein gigantischer Porenspeicher 250 Millionen Barrel Öl enthalten, hieß es bei früheren Angaben.

Erkundungen derzeit billiger

Der niedrige Ölpreis erweist sich für die Ölsuche derzeit sogar als Vorteil. Teure Bohrtechnik und Personal kann sich CEP sehr viel günstiger mieten als noch vor einigen Jahren. Weltweit wurden Erkundungen auf Eis gelegt, so dass es viel freie Bohr-Kapazität am Markt gibt. Die CEP will dies nutzen, um ihre Projekte voranzutreiben. Doch auch deren Investoren könnten unruhig werden. Sie wollen ihr Geld schließlich nicht in den Brandenburger Sand setzen.