Impfstoffe gegen HIV Impfstoffe gegen HIV: Bill Gates unterstützt Firma aus Tübingen

Tübingen - Microsoft-Gründer Bill Gates steigt über seine Stiftung bei der deutschen Biotech-Firma Curevac ein. Für 46 Millionen Euro übernehme die Stiftung vier Prozent des Tübinger Unternehmens, sagte Curevac-Chef Ingmar Hoerr am Freitag. Damit wird die 2000 gegründete Firma mit 1,1 Milliarden Euro bewertet. Für die Gates-Stiftung ist es nach eigenen Angaben die größte jemals getätigte Kapital-Investition.
SAP-Gründer Hopp hält Mehrheit
Haupteigentümer bleibt SAP-Gründer Dietmar Hopp, der weitere 21 Millionen Euro zuschießt. Seit 2006 hat Hopp über seine Firma dievini Curevac bereits mit 145 Millionen Euro unterstützt.
Curevac mit derzeit 160 Mitarbeitern gilt als Pionier bei der Entwicklung von Impfstoffen auf der Basis von sogenannten RNA-Molekülen. „Biotechnologie ist generell eher riskant. Allerdings ist die Chance extrem hoch, dass unsere Technologie erfolgreich ist und man den Impfstoff später in der Apotheke kaufen kann“, gibt sich Hoerr zuversichtlich, der den Botenstoff mRNA vor 15 Jahren selbst im Labor entwickelt hatte.
Die Bill & Melinda Gates Foundation, die als größte Privatstiftung der Welt gilt, ist vor allem an der Entwicklung von Impfstoffen für die dritte Welt interessiert. „Unsere Impfstoffe können bei 40 Grad gelagert werden und benötigen wie beispielsweise Paracetamol keinen Kühlschrank“, sagte Hoerr. Daran sei Bill Gates sehr interessiert, denn bei Impfstoffen gebe es große Probleme bei der Lieferung in Entwicklungsländern.
Großproduktion geplant
In Pilotprojekten sollen nun prophylaktische Impfungen gegen Rotaviren und HIV getestet werden. Um die Produktion auf 30 Millionen Dosierungen jährlich hochschrauben zu können, soll bis spätestens 2020 in Tübingen eine neue Anlage zur Herstellung von mRNA entstehen. „Über die Finanzspritze hinaus wird uns die Gates Stiftung ihr Expertennetzwerk zur Verfügung stellen und die Produktion der Impfstoffe für die dritte Welt finanzieren“, sagte Hoerr.
Nach dem Einstieg von Gates in den Tübinger Biotech-Konzern will Hauptgesellschafter Hopp die Firma an der Börse platzieren. „Bislang gab es in Deutschland wenig Biotech-Börsengänge. Der Name Gates hat aber auch in Deutschland einen guten Klang, und es könnte sein, dass wir mit Curevac am Ende vielleicht, trotz der hiesigen Zurückhaltung, den Börsengang in Deutschland wagen“, sagte Hopp dem Wirtschaftsmagazin „Capital“. Hopp ist über seine Biotech- Holding mit rund 90 Prozent an Curevac beteiligt.
Gates Beteiligung wertete Hopp als Auszeichnung und Bestätigung seines Biotech-Engagements. „Natürlich ist das noch keine endgültige Erfolgsgarantie. Aber in der Fußballersprache würde ich es so formulieren: Dieses Unternehmen ist unser Ronaldo“, sagte Hopp, der sich auch als Mäzen des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim einen Namen gemacht hat. Dem Bericht zufolge ist der SAP-Mitgründer an 17 Biotechfirmen beteiligt, sieben davon gelten demnach inzwischen als erfolglos. (mz/rtr)