Freyburg gewinnt an Größe Freyburg gewinnt an Größe: Warum Rotkäppchen-Mumm verstärkt auf Premium-Produkte setzt

Freyburg - Rotkäppchen-Mumm ist Deutschlands größtes Sekthaus. Allein am Stammsitz in Freyburg (Burgenlandkreis) werden jedes Jahr 100 Millionen Flaschen abgefüllt. Nun kommen noch ein paar großvolumige hinzu. „Wir haben am Standort eine Abfüllanlage für Magnumflaschen installiert“, teilte Produktionschef Ulrich Wiegel am Mittwoch mit.
Pro Stunde können bis zu 2 000 der 1,5 Liter Sekt-Flaschen vom Band laufen. Abgefüllt werden die Marken Rotkäppchen und Mumm. „Das ist allerdings ein Nischensegment, wir füllen nicht das ganze Jahr über in die großen Flaschen ab“, sagt Wiegel. Bisher war die Produktion am hessischen Standort Eltville angesiedelt.
Teure Nischenprodukte von Rotkäppchen
Doch Nischen zu besetzen und in diesen zu wachsen, wird von Rotkäppchen systematisch betrieben. Das am stärksten wachsende Segment des Hauses sind die Rotkäppchen Flaschengärung. Vor einigen Jahren wurden von dem Sekt, der neun Monate reifen muss, eine Million Flaschen verkauft. „Wir sind in den vergangenen Jahren zweistellig gewachsen“, sagt Unternehmenschef Christof Queisser. In diesem Jahr würden mehr als vier Millionen Flaschen Rotkäppchen Flaschengärung abgesetzt.
Laut Statistik liegt der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen beim Sekt relativ konstant bei 3,8 Liter pro Jahr. Das Freyburger Sekthaus besitzt mit den Marken Rotkäppchen, Mumm, Jules Mumm, MM und Geldermann inzwischen einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent im deutschen Einzelhandel. Weiter zu wachsen, ist schwierig. Im vergangenen Jahr hatte das erfolgsverwöhnte Unternehmen sogar Absatzverluste hinnehmen müssen. Die Verkäufe gingen beim Sekt von 177,9 Millionen Flaschen im Jahr 2016 auf 163 Millionen zurück.
Queisser versucht jedoch nicht - etwa über den Preis - noch mehr Flaschen in den Markt zu pressen. Er nutzt vielmehr die starke Stellung, um das Premium-Segment auszubauen - dort winken auch höhere Renditen. Mit Eggers & Franke aus Bremen wurde in diesem Jahr ein renommierter deutscher Weinhändler übernommen.
Rotkäppchen-Mumm setzt auf Online-Handel und Gastronomiegeschäft
Rotkäppchen-Mumm ist damit auch in den Online-Handel und verstärkt in das Gastronomiegeschäft eingestiegen. Marken wie Geldermann und Rotkäppchen Flaschengärung sollen laut Queisser nun in der Gastronomie etabliert werden. Rund 50 Vertriebsmitarbeiter stünden dafür zur Verfügung. Eggers & Franke ist Vertriebspartner von renommierten Weinhäusern wie Marqués de Riscal aus Rioja in Spanien, Baron Philippe de Rothschild aus Frankreich oder Fetzer aus den USA.
Auch die beiden Online-Versandhändler Ludwig von Kapff und Ruyter & Ast, die zu den Bremern gehören, dürften für Rotkäppchen-Mumm auf längere Sicht sehr interessant sein. Laut Queisser wird schon heute viel Wein über Versender im Internet verkauft. Denn sie besitzen ein breiteres Sortiment an edlen Tropfen als das stationäre Fachhändler anbieten können. Den Umsatz im nun eigenen Online-Geschäft beziffert Queisser auf 25 Millionen Euro. Er rechne mit einem jährlichen Wachstum von fünf bis zehn Prozent.
Erfolg durch starke Weinmarken
Auch mit eigenen Weinen ist das Sekthaus erfolgreich. Die mit dem Weingut Markgraf von Baden gestartete Burgunderweinlinie 1112 verkaufte aus dem Stand 500 000 Flaschen im Jahr. „Im ersten Jahr waren wir für einige Wochen sogar ausverkauft“, so Queisser. Erfolgreich entwickeln sich auch Rotkäppchen-Weine, von denen jährlich inzwischen acht Millionen Flaschen verkauft werden. Damit ist Rotkäppchen auf dem Sprung, auch bei den deutschen Markenweinen die Marktführerschaft zu übernehmen. Der Ausblick für 2019 sei nach dem langen Sommer mit einer ausgezeichneten Weinernte überaus positiv, sagt Queisser. Er rechne mit hervorragender Qualität bei Sekt und Wein. (mz)