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Fraunhofer-Gesellschaft Fraunhofer-Gesellschaft: 20 neue Stellen ab 2016 in Halle

Von Ralf Böhme 08.10.2015, 18:23
Fraunhofer-Mitarbeiterin Sandy Klengel gehört zu den Spezialisten, die mit Hilfe eines Elektronenmikroskops nach Schwachstellen in Computerchips suchen.
Fraunhofer-Mitarbeiterin Sandy Klengel gehört zu den Spezialisten, die mit Hilfe eines Elektronenmikroskops nach Schwachstellen in Computerchips suchen. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale) - Ob Auto, Kühlschrank oder Solarzelle - wichtige Entscheidungen über die Lebenserwartung von Konsumgütern fallen in Halle. Ob Fabrikate zwei oder 20 Jahre lang funktionieren, hängt auch von den Ergebnissen der Materialforscher ab, die damit Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit von Bauteilen unmittelbar beeinflussen. Deren Mikrostrukturen sind das interdisziplinär ausgerichtete Arbeitsfeld von gegenwärtig 200 Fraunhofer-Wissenschaftlern in Halle.

Ab Januar 2016 bildet dieses Team ein dann deutschlandweit einmaliges, eigenständiges Institut für Mikrostrukturen von Werkstoffen und Systemen (IMWS). Damit verbunden ist der Neubau eines Forschungsgebäudes am Weinberg-Campus in Halle. Dort entstehen Labors auf einer Fläche von 800 Quadratmetern.

20 zusätzliche Stellen

Der voraussichtliche Investitionsumfang beträgt etwa neun Millionen Euro. Darüber hinaus können durch das von der Europäischen Union geförderte Vorhaben etwa 20 zusätzliche Stellen für Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen geschaffen werden, darunter Physik, Elektronik und Chemie. Arbeitssprache neben Deutsch ist Englisch, eine Reaktion auf die zunehmende Globalisierung von Forschung und Entwicklung. Ein Ausdruck dafür ist der wachsende Anteil von ausländischen Wissenschaftlern. Am IMWS kommen sie unter anderem aus Spanien, Brasilien und Indien.

Der designierte IMWS-Chef, Professor Ralf Wehrspohn, sieht in der Entscheidung des Senats der Fraunhofer-Gesellschaft den Beleg für eine Erfolgsgeschichte. In den zurückliegenden 25 Jahren habe die Werkstoffforschung in Halle derartig an Umfang und Qualität zugelegt, dass ein neues eigenständiges Institut zwar „kein selbstverständlicher Vorgang, aber ein logischer Entschluss“ sei. Gegenwärtig arbeiteten die halleschen Wissenschaftler an 200 Projekten - gemeinsam mit 300 Partnern aus der Industrie. Mehr als ein Viertel der aktuellen Aufgaben des IMWS stammten von industriellen Auftraggebern aus dem Ausland.

Zu den aktuellen Herausforderungen gehört die Entwicklung neuer Kautschukmischungen für Autoreifen. Dabei geht es einer Gruppe um Mario Beiner um Veränderungen des Materialaufbaus durch kleinste, für das menschliche Auge nicht sichtbare Partikel. Ein anderes Team forciert derzeit die Fehleranalyse von elektronischen Chips, die künftig in selbststeuernden Autos ihre Verwendung finden sollen.

Mit dem neuen Institut in Halle verfügt die Fraunhofer-Gesellschaft über 13 Einrichtungen in den neuen Bundesländern. Es ist das zweite Fraunhofer-Institut in Sachsen-Anhalt und geht aus einem bereits in Halle ansässigen Zweig des Freiburger Fraunhofer-Institutes für Werkzeugmechanik hervor. Bundesweit unterhält die Wissenschaftsorganisation mit Sitz in München 67 Institute.

Top-Partner der Industrie

Für seine Aufgaben steht dem Institut nach eigenen Angaben ein Budget von jährlich rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. 35 Prozent der Mittel, so ein Fraunhofer-Sprecher, erwirtschafte man über die weitgehend von der Industrie finanzierten Projekte selbst. Den übrigen Bedarf steuerten der Bund und mit einem Anteil von etwa drei Prozent das Land Sachsen-Anhalt bei. Investitionen in Millionenhöhe fließen in die Gerätetechnik. Außerdem nutzt und testet das IMWS laufend Protoptypen von Neuentwicklungen von Herstellern, die in ihren Spezialrichtungen die Weltspitze mitbestimmen - so etwa Optik-Spezialist Carl Zeiss. (mz)

Ralf Wehrspohn , der künftige Chef des Institutes, sieht die Materialforschung in Halle im Aufwind.
Ralf Wehrspohn , der künftige Chef des Institutes, sieht die Materialforschung in Halle im Aufwind.
Andreas Stedtler Lizenz