Bewertung "Faulste Stadt Deutschlands" Bewertung "Faulste Stadt Deutschlands": Halle landet auf Platz 4
Halle (Saale)/MZ - Vergleiche und Ranglisten, neudeutsch „Rankings“ genannt, sind das Maggi moderner Medien. ADAC-Experten fahren durch Autobahn-Tunnel, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) befragt 160.000 Menschen in 24 Ländern, ob sie Beipackzettel von Medikamenten verstehen und der UnternehmerGerald Hörhan (38) aus Wien kreiert „die faulste Stadt Deutschlands“.
Die Versender der Vergleiche eint das Ansinnen, neben der Bekanntmachung ihrer Rangfolge in eigener Sache zu werben. Bei Hörhan geht es um sein aktuelles Buch „Null Bock Komplott“, in dem er die These vertritt, dass zu viele Regeln und Kontrollen leistungsfähige Menschen demotivieren - und damit die Faulheit fördern.
Um das nachzuweisen, hat Hörhan nach eigenen Angaben mit „einem Team von Mathematikern“ die 50 größten deutschen Städte „nach Fleiß und Leistung“ untersuchen lassen. Als Basis seien volkswirtschaftliche Daten des Institutes der deutschen Wirtschaft in Köln herangezogen worden, darunter das Bruttoinlandsprodukt, das verfügbare Einkommen, Krankheitstage je Einwohner, die Zahl der privaten Schuldner und die der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss.
Bis Montag um Mitternacht lief zudem eine von Hörhan parallel veranstaltete Online-Abstimmung mit dem Titel „Deutschlands faulste Stadt“. Das Ergebnis der Abstimmung: Berlin vor Gelsenkirchen und Halle, gefolgt von Bremen, Magdeburg und Chemnitz. Am unteren Ende der Online-Abstimmung liegen sieben Städte, die gar keine Stimmen bekamen: Stuttgart, Krefeld, Rostock, Mönchengladbach, Münster, Düsseldorf und Mainz. Im Umkehrschluss müsste wohl allen sieben Orten zusammen der Titel „fleißigste Stadt Deutschland“ verliehen werden. Auch die Plätze teilen sich viele Orte: Allein 20 Städte bekamen der Abstimmung zufolge je 1 Prozent der Stimmen und lägen demzufolge auf Platz 2, weitere 13 Orte teilen sich den fiktiven Platz 3.
Gerald Hörhan (Jahrgang 1975) studierte an der Harvard University (USA) angewandte Mathematik und BWL, arbeitete als Investmentbanker für die US-Bank JP Morgan und als Unternehmensberater für die US-Firma McKinsey. In Wien besitzt er eine Firma für Unternehmensberatung und -finanzierung. In Deutschland wurde er durch Auftritte in Talkshows und durch sein Buch „Investment Punk: Warum ihr schuftet und wir reich werden“ bekannt.
Dass die von Hörhan beauftragten Experten Gelsenkirchen als „faulste Stadt Deutschlands“ ermittelten, hat nach Angaben des Autors etwas damit zu tun, dass die Stadt nicht rechtzeitig auf Veränderungen reagiert habe und damit „zu einem typischen Beispiel für den Teufelskreis der Faulheit“ geworden sei. Nach dem Sterben ganzer Industriezweige und der Abwanderung von Konzernen seien „Arbeitsplätze ohne Zukunft subventioniert“ worden. So habe „der Teufelskreis der Faulheit“ begonnen: Fleißige Menschen seien weggezogen, bis die Faulen in der Mehrheit sind. Dass es auch anders gehe, zeigten Städte wie Bochum (Platz 20), Solingen (Platz 29) oder Mühlheim an der Ruhr (Platz 32), die ähnliche Voraussetzungen wie Gelsenkirchen gehabt hätten.
1 Gelsenkirchen
2 Herne
3 Duisburg
4 Halle (Saale)
5 Berlin
6 Hamm
7 Oberhausen
8 Dortmund
9 Mönchengladbach
10 Krefeld
11 Wuppertal
12 Leipzig
13 Lübeck
14 Rostock
15 Essen
16 Hagen
17 Magdeburg
18 Kiel
19 Kassel
20 Bochum
21 Saarbrücken, Regionalverband
22 Aachen, Städteregion
23 Erfurt
24 Ludwigshafen am Rhein
25 Chemnitz
26 Osnabrück
27 Bielefeld
28 Oldenburg
29 Solingen
30 Bremen
31 Hannover, Region
32 Mülheim an der Ruhr
33 Mannheim
34 Köln
35 Braunschweig
36 Freiburg im Breisgau
37 Dresden
38 Leverkusen
39 Wiesbaden
40 Nürnberg
41 Bonn
42 Düsseldorf
43 Augsburg
44 Karlsruhe
45 Hamburg
46 Mainz
47 Stuttgart
48 Frankfurt am Main
49 Münster
50 München
Ähnlich sei die Lage in Ostdeutschland, so Hörhan. Auf seiner Rangliste kamen Halle (Saale) auf Platz 4, Leipzig auf Platz 12 und Magdeburg auf Platz 17, während Chemnitz (Platz 25) im Mittelfeld liegt und Dresden (Platz 37) zu den „fleißigen Städten“ gehört. Das liegt im Fall von Dresden nach Hörhans Ansicht an der „attraktiven Standortpolitik von Konzernen wie GlaxoSmithKline oder Volkswagen“.
Die „fleißigste Stadt Deutschlands“ auf der Rangliste ist München, was für Gerald Hörhan kein Zufall ist. „Massive Investitionen in Infrastruktur und Forschung, in Lebensqualität und Konzernansiedlungen“ hätten die Stadt, die noch in den 1950er-Jahren im Armenhaus Deutschlands gelegen habe, voran gebracht. Die „zweitfleißigste Stadt Deutschlands“ sei Münster, die als Universitätsstadt auf Bildung gesetzt habe. Und Frankfurt/Main sei „als internationalste Stadt Deutschlands, die auf Weltniveau arbeitet und in der Konkurrenzdruck keine Faulheit zulässt“ verdient auf Platz 3 gekommen.