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Auftakt der Hannover Messe Auftakt der Hannover Messe: Industrie ist positiv gestimmt

Von Heiko Lossie 07.04.2014, 14:05
Ein mit Gras überzogener VW Beetle auf der Hannover Messe. Die Niederlande sind dieses Jahr das Partnerland.
Ein mit Gras überzogener VW Beetle auf der Hannover Messe. Die Niederlande sind dieses Jahr das Partnerland. AFP Lizenz

Hannover - Deutschlands Industrie sieht sich allen positiven Konjunkturprognosen zum Trotz an einem Scheideweg stehen. Der Trend zur digitalisierten Wirtschaft, die umstrittene Energiewende und der Mangel an Fachkräften stellen unsichere Vorzeichen für die Zukunft dar, wie die Branchenverbände der Industrie am Montag in Hannover zum Start ihrer Weltleitmesse übereinstimmend betonten. Zudem wächst die Sorge, dass sich die politische Krise auf der Krim auch zu einer wirtschaftlichen Belastungsprobe für das Russlandgeschäft auswächst.

Die nackten Zahlen stimmen zunächst zuversichtlich: „Die globale Wirtschaftstätigkeit wird weiter anziehen“, sagte der Präsident des Industriebranchenverbandes BDI, Ulrich Grillo. Gute Aussichten etwa für die Absatzmärkte USA und Japan stimmten ihn optimistisch. „Ein Exportzuwachs von fünf Prozent ist unsere Schätzung“, sagte Grillo und bekräftigte die BDI-Jahresprognose für ein Plus der bundesweiten Wirtschaftsleistung (BIP) „in einer Größenordnung von zwei Prozent“. Zum Vergleich: 2013 hatte die deutsche Wirtschaft nur dank der Kauflaune der Verbraucher preisbereinigt ein Mini-Wachstum von 0,4 Prozent geschafft. In den Jahren zuvor war mehr Tempo drin.

Dämpfer am Jahresstart

Auch die Maschinenbauer sind guter Dinge. Nach einem Dämpfer bei den Auftragseingängen zum Jahresstart hoffen sie auf spürbar mehr Orders in den nächsten Wochen. In den ersten beiden Monaten 2014 habe der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau mit plus ein Prozent Zuwachs zum entsprechenden Vorjahreszeitraum stagniert, berichtete der Branchenverband VDMA. „Da beißt die Maus keinen Faden ab: Ein Aufschwung sieht anders aus“, sagte VDMA-Präsident Reinhold Festge. Dennoch erhalte der VDMA seine Wachstumsprognose fürs laufende Jahr und peile plus drei Prozent bei der Produktion an, die zeitversetzt aus den Auftragseingängen resultiert.

VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sprach von einer durchwachsenen Gemengelage. Die Zukunftsaussichten für das Produktionsplus von drei Prozent seien keinesfalls einheitlich für die Sparten, sondern ein Gesamtbild. „Insgesamt sind wir aber nach wie vor der Ansicht, dass die Weltkonjunktur anzieht und wir davon profitieren“, meinte er.

Unisono mahnte die Industrie mehr Transparenz, Sicherheit und Tempo bei der Energiewende an, die in politischen Reformen steckt. Grillo sagte: „Bedauerlich ist, dass die entscheidenden Schritte, die Kosten insgesamt zu stoppen, immer noch nicht absehbar sind.“ Die Entlastungen von der EEG-Umlage seien essenziell als Standortfaktor.

Furcht vor Eskalation auf der Krim

Einig waren sich BDI und VDMA beim Thema Krim-Krise. Sie warnten vor einer weiteren Eskalation, stärkten der Politik aber gleichzeitig den Rücken. „Es ist völlig klar, dass hier ein eklatanter Bruch des Völkerrechtes begangen wurde“, sagte VDMA-Präsident Festge. „Aber man muss wissen, was man tut, wenn man mit lautem Geschrei weiter an der Eskalationsschraube dreht: Es geht um den viertgrößten Markt für den Maschinenbau und es gibt kein Land, das derartig massive Investitionen in Russland getätigt hat, wie Deutschland“, warnte er.

Ähnlich äußerte sich der oberste Industrierepräsentant Grillo vom BDI: „Sanktionen haben immer negative Auswirkungen für beide Seiten. Aber die Bewahrung von Sicherheit und Freiheit steht über wirtschaftlichen Auswirkungen.“ Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sein Vertrauen. Er verstehe die Sorgen der Unternehmen ums Geschäft hierzulande. „Aber die Themen Frieden, Sicherheit und Völkerrecht gehen über alles.“

Mehr Weiterbildungen gefordert

Kritische Töne gab es bei Einschätzungen zur Wettbewerbsfähigkeit für den Erfolg von Morgen. So fürchtet der Technikverband VDE im Rennen um Spitzenforschung einen Rückfall. Er vertritt die Schlüsselbranchen Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. So sorge sich die deutsche Hochschullandschaft, dass die Budgets für akademische Lehre und Forschung 2014 eher sinken und Förderung bestenfalls stagniere.

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) attestiert Deutschland, Spitzenforschung zwar mit Bravour zu beherrschen. In den Unternehmen bei der ständigen Weiterbildung der Belegschaften hinke man aber hinterher. Und der Branchenverband ZVEI sieht Nachholbedarf beim zentralen Zukunftsthema Software. „Wir wissen, dass die Amerikaner uns bei der technischen Software überlegen sind“, sagte der Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektroindustrie, Friedhelm Loh. Dabei erfasse die Digitalisierung die klassische Produktion rasant. „Es gilt, den traditionellen Kern der deutschen Industrie mit seiner international herausragenden Position zu verteidigen.“ (dpa)

Auch Roboter werden auf der Messe gezeigt.
Auch Roboter werden auf der Messe gezeigt.
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