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Unternehmen Unternehmen: Gründerklima in Jena hat viele Väter

Von Eike Kellermann 03.02.2003, 15:16

Jena/MZ. - Jena mit seinen knapp über 100 000 Einwohnern gilt als "Boom-Town" und eine der Vorzeigeregionen Ostdeutschlands. Dafür stehen die großen Firmen wie Jenoptik, das Glaswerk von Schott, die Carl Zeiss Jena GmbH oder Intershop, einer der gefallenen Engel aus dem einstigen Internet-Paradies. Noch immer aber beschäftigt Intershop etwa 350 Leute. Den Ruf als Gründerstadt verdankt Jena vielen kleinen Unternehmen. Allein das stadteigene Gründerzentrum brachte über 140 Firmen aus High-Tech-Branchen hervor. Seit den Zeiten der Feinoptischen Werkstatt von Zeiss und Abbe Mitte des 19. Jahrhunderts haben Glas und Optik Jena weltberühmt gemacht. Mit dem Ende der DDR war es auch um das riesenhafte Zeiss-Kombinat geschehen. In dieser Situation blieb vielen Jenaern nur die Selbstständigkeit. Auch die Universität habe das in der Phase der Entlassungen stark unterstützt, sagt Uni-Pressesprecher Axel Burchardt.

Eines der jüngsten Unternehmen ist Microfluidic Chip-Shop. Die Drei-Frauen-Firma zeigt, dass sich Jena auch Zukunftsmärkten wie Biotechnologie oder Medizintechnik zugewendet hat. Chip-Shop bringt Labore auf einem Glasplättchen unter. Der Vorteil: Nachweise sind schneller, sicherer und mit weniger Aufwand zu bekommen. Die Firma nutzt Büros des städtischen und die Labore eines weiteren, biotechnisch ausgerichteten Gründerzentrums. Chip-Shop wurde wie viele andere Firmen von der Gründerinitiative "Get up" unterstützt. Sie hilft bei den so wichtigen Business-Plänen und stellt Berater. "Und manchmal hört hier jemand einfach eine halbe Stunde zu", sagt Chip-Shop-Gründerin Eva-Maria Stegemann.

Zur Gründeratmosphäre tragen auch die Schiller-Universität und die Fachhochschule bei. So treffen sich in Naturwissenschaftler und Betriebswirte zu gemeinsamen Seminaren. "Wir wollen das unternehmerische Denken fördern", erklärt Sabine Voigt vom Büro für Technologietransfer der Fachhochschule. Das Jenaer Gründerklima hat wie der Erfolg viele Väter. Verwiesen wird in der Stadt auf die Konzentration wissenschaftlicher Institutionen und deren Nähe zur Wirtschaft. Hinzu kämen die Netzwerke des gegenseitigen Kennens, der Stolz auf die Tradition und die so genannten weichen Standort-Faktoren: Landschaft und Kultur.

Immer wieder wird Jenoptik-Chef Lothar Späth genannt, eine Art Mental-Trainer der Stadt. "Wir sind nicht pessimistisch" blickt der Stadtentwicklungs-Bürgermeister Christoph Schwind in die Zukunft. Jena messe sich an Dresden und Leipzig und sehe sich in guter Position. Firmenchefin Stegemann ergänzt mit Blick auf die Gründerszene: "Es vibriert immer noch."