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Uniradio Leipzig Uniradio Leipzig: «mephisto 97.6» will Privatsendern trotzen

Von Tobias D. Höhn 22.05.2003, 20:42

Leipzig/dpa. - Deutschlands einziges von Studenten betriebenes Regionalradio «mephisto 97.6» trotzt dem Privatrundfunk. «Wir beugen uns nicht dem Druck und bleiben auf Frequenz», sagt Programmdirektor Rüdiger Steinmetz resolut. Nachdem sich der Leipziger Sender acht Jahre lang die Frequenz mit dem Oldieanbieter «oldie.f.» (jetzt «R.SA») und der Bürgerwelle «Radio Blau» geteilt hat, beansprucht «R.SA» die UKW-Frequenz nun für sich allein. Das Uniradio soll auf drei schwächere Frequenzen ausweichen.

Weil die Lizenz der Universität Leipzig bis zum 31. Dezember 2009 läuft, sollen die jungen Radiomacher «freiwillig» weichen. Das soll nicht passieren. Das vierstündige Nachrichten- und Kulturprogramm im Ballungsraum Leipzig/Halle sei eines der ältesten Radioprojekte an deutschen Hochschulen - und das erfolgreichste, sagt Programmdirektor Steinmetz. Im Gegensatz zu Uniradios, die häufig über Studentenfeten und Mensa-Speisepläne berichten, hat sich der Leipziger Sender zum alternativen Informationskanal gemausert. Der Wortanteil liegt nach Senderangaben bei 40 Prozent. «Die Alternative dazu wären vier Stunden mehr Oldies und News mit nahezu null Nachrichtenwert», sagt Steinmetz.

Die Verantwortlichen von «R.SA» (einst «oldie.fm») sprechen diplomatisch von einem «Formatbruch». «Viele Hörer sind irritiert, dass um 10.00 und 18.00 Uhr für jeweils zwei Stunden ein gänzlich anderes Programm erscheint», sagt Sprecher Steffen Jantz. «Dies ist deutschlandweit einmalig: eine Frequenz und drei Sender.» Die Folge seien deutliche Einbrüche bei den Hörerzahlen, sobald die Fensterprogramme aufgeschaltet werden.

Deshalb möchte der zur «PSR»-Gruppe gehörende Sender künftig rund um die Uhr senden, «Mephisto 97.6» soll auf drei Ersatzfrequenzen ausweichen. Rund 500 Studenten des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft lernten seit Sendestart am 31. Mai 1995 das Radiomachen von der Pieke auf. «Jetzt bekommen sie auch noch einen Intensivkurs in Medienpolitik», meint Steinmetz. Schließlich hätte die Sächsischen Landesmedienanstalt bei der Ausschreibung der drei kleineren Frequenzen nicht-sächsische Bewerber explizit außen vor gelassen.

Der Präsident der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), Kurt-Ulrich Mayer, möchte sich dazu nicht äußern. Er setzt im Radiokampf David gegen Goliath allerdings auf Einigung: «Natürlich kann "mephisto" sagen: Wir geben nicht klein bei, schließlich haben sie juristisch gesehen den Rücken frei. Ein Kompromiss wäre jedoch für alle Beteiligten die beste Lösung.»

Die Macher des teuflischen Radioprogramms gehen in die Offensive. «Wenn es der politische und kommerzielle Wille ist, dass wir verdrängt werden, dann senden wir künftig auch 24 Stunden am Tag», sagt der Uniradio-Chef. Das Programm soll gemeinsam mit dem nicht- kommerziellen Leipziger Bürgersender und dem Musikkanal «Apollo» - einem Mix aus Jazz, Instrumentalem und Klassik - bestritten werden.

Fraglich ist nur die Finanzierung. Derzeit werden die Betriebs- und Leitungskosten von jährlich 50 000 Euro von der SLM beglichen, bei einem Vollbetrieb würde laut Steinmetz das Vierfache anfallen. Zahlen müssten dies seiner Meinung nach die, «die ein Interesse daran haben, "mephisto 97.6" von der Frequenz zu verdrängen».

Weil die Nachwuchs-Hörfunkjournalisten am liebsten alles beim Alten lassen wollen, pokern sie hoch. «Bislang hat "R.SA" 4000 Euro geboten, wenn wir den Platz räumen. Auf das Jahr verteilt, reicht das nur für ein paar Sendeminuten, doch wir wollen mehr», sagt Steinmetz.

(Internet: «mephisto 97.6»: http://www.radio-mephisto.de; «R.SA»: http://www.rsa-sachsen.de; Sächsische Landesmedienanstalt: http://www.slm-online.de)