Umspannwerk Umspannwerk: Hochspannung in Wolmirstedt

Magdeburg/ddp. - Wer denkt, Strom sei unsichtbar und lautlos, wird in Wolmirstedt eines Besseren belehrt. Im dem Umspannwerk vor den Toren Magdeburgs ist die Energie nicht zu überhören. Die Leitungen, die zu Hunderten auf dem Gelände in mehreren Metern Höhe zusammenlaufen, knattern und knistern in einer Deutlichkeit, die keinen Zweifel daran lässt, welche Kraft in Ihnen steckt. Und nachts sei diese Energie sogar zu sehen, sagt der Leiter des Umspannwerkes, Thomas Dockhorn. Minimale Entladungen an den Leitungen würden als kleine Funken und Blitze aufleuchten.
Kein Wunder, laufen doch bis zu 380 Kilovolt (kV) durch die Zentimeter dicken Kabel der Hochspannungsleitungen. In der heimischen Steckdose sind es dagegen nur vergleichsweise harmlose 0,4 Kilovolt. Aus allen Himmelsrichtungen treffen die Überlandleitungen bei dem Umspannwerk zusammen. In Transformatoren wird die Spannung dann auf 220 Kilovolt oder 110 Kilovolt herabgesetzt, der dann wieder mit Überlandleitungen an die Kunden fließt. Das sind vor allem große Energieversorger, die den Strom dann weiterleiten an ihre Kunden, Stadtwerke, große Betriebe oder auch einzelne Häuser.
Für die Stromversorgung Sachsen-Anhalts ist das Umspannwerk Wolmirstedt einer der wichtigsten Knotenpunkte. Von hier werden sieben weitere Umspannwerke im Land betreut, über die letztendlich der gesamte Strom des Landes läuft.
Der Strom läuft über Überlandleitungen, die in Sachsen-Anhalt an bis zu 110 Meter hohen Strommasten hängen. Durchschnittlich haben die Stahlgerüste eine Höhe von 30 bis 60 Meter. Das sei aus Sicherheitsgründen dringend notwendig, erklärt Dockhorn. Von den unter Spannung stehenden Stromkabeln müsse unter allen Umständen ein Abstand von fünf Metern gehalten werden. Denn anders als bei der Stromleitung zu Hause sind die Starkstromleitungen nicht erst bei Berührung gefährlich, sondern auch durch die Luft könnte der Strom überspringen, sich ein sogenannter Lichtbogen bilden. Der kritische Abstand sei je nach Witterung und Luftfeuchtigkeit unterschiedlich, betont Dockhorn.
Gewonnen wird der Strom für fast ganz Sachsen-Anhalt in den fünf großen Braunkohlekraftwerken, die wiederum in ganz Ostdeutschland verteilt sind. Von dort läuft der Starkstrom erst über die acht Umspannwerke des Landes, die die Spannung herabsetzen und den Strom je nach Bedarf verteilen.
Im Bedarf liegt das Problem der Stromversorgung, erklärt Dockhorn. Denn der Starkstrom lasse sich nicht speichern. «Entsprechende Batterien gibt es einfach nicht», sagt der Experte. Der Strom müsse direkt dem Bedarf entsprechend erzeugt und verteilt werden. Deshalb werde auch das Umspannwerk in Wolmirstedt letztendlich von einer zentralen Steuerungsstelle in Berlin koordiniert, die den großen Überblick habe, wo welcher Strom benötigt werde. In Tages-, Wochen- und Monatsprognosen werde dort der erwartete Strombedarf berechnet und die Energie dann entsprechend erzeugt, gekauft und umgeleitet. Technisch problematisch sei hier nur die aus Windrädern erzeugte und ins Stromnetz eingespeiste Energie. Der Wind lasse sich eben nicht wirklich genau berechnen und steuern.
Doch obwohl heute vieles automatisch geht und die Anlagen computergesteuert sind, bleibt der Umgang mit dem Starkstrom gefährlich, wie sich am Donnerstagnachmittag wieder auf schlimme Weise bewahrheitete: In Glindenberg, nur wenige Kilometer von Wolmirstedt kam ein Arbeiter einer Magdeburger Firma ums Leben und drei weitere wurden verletzt, als ein zwischen der Autobahn und Mittellandkanal ein Elektromast aufgestellt werden sollte. Während der Arbeiten riss ein Seil, so dass der Mast umkippte und gegen eine Starkstromleitung stürzte. Vor dem Stromschlag gab es für die Gerüstbauer kein Entkommen. Wie es zu dem Unfall kam und ob die Arbeiter die entsprechenden Arbeitsschutzbestimmungen und den Sicherheitsabstand nicht eingehalten hatten, wird von der Polizei noch ermittelt.