Telekom bespitzelte mehr Journalisten als bekannt
Düsseldorf/Hamburg/dpa. - In der Telekom-Bespitzelungsaffäre sind Medienberichten zufolge mehrere Journalisten zum Ziel von Ausforschungen geworden. Von den illegalen Überprüfungen durch die Telekom sollen fünf bis sechs Journalisten betroffen sein, berichtete das «Handelsblatt» am Mittwoch.
Dabei berief sich das Blatt auf Informationen aus Ermittlerkreisen. Den Bonner Staatsanwalt Friedrich Apostel zitierte die Zeitung mit den Worten: «Wir wissen inzwischen, dass es kein Einzelfall war.» Die «Financial Times Deutschland» (FTD) und das Magazin «Capital» berichteten, bei den Ermittlungen seien bereits drei Konzernmitarbeiter des Verstoßes gegen das Fernmeldegesetz überführt.
Ein Sprecher der Deutschen Telekom zeigte sich wenig überrascht: Das Unternehmen habe mit der Einschaltung der Staatsanwaltschaft in den Fall im vergangenen April bereits mitgeteilt, dass dem Vorstand klar war, dass von der illegalen Aktion mehrere Journalisten betroffen sein könnten. «Wir sind weiterhin an einer Aufklärung interessiert», betonte der Sprecher. Das Unternehmen gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft die Namen bekanntmache, damit sich der Vorstand bei den Betroffenen entschuldigen könne. Apostel sagte der dpa, dass es in der Affäre keinen neuen Sachstand gebe. Die Ermittlungen hielten an und ein Ende sei derzeit nicht absehbar.
Bei den überführten Angestellten der Telekom soll es sich nach weiteren Berichten der FTD um zwei teils ehemalige Mitarbeiter der Konzernsicherheit und einen Angestellten der Mobilfunktochter T- Mobile handeln. Der Staatsanwaltschaft lägen E-Mails dieser Mitarbeiter vor, aus denen hervorgehe, dass Telefondaten eines Journalisten illegal erhoben worden seien, heißt es in der «FTD».
Auch der «FTD» und «Capital» zufolge soll der Kreis der Journalisten, die von der Telekom bespitzelt worden ist, größer sein als bislang bekannt. Demnächst würden «Personen, die von nicht rechtmäßigen Maßnahmen betroffen seien» angeschrieben und informiert, heißt es unter Berufung auf die Bonner Staatsanwaltschaft.
Bislang ist unklar, welchen Umfang die Bespitzelung bei der Telekom hat. Das Unternehmen selbst räumte schon vor Monaten die widerrechtliche Auswertung von Verbindungsdaten in den Jahren 2005 und 2006 ein. Ziel war es herauszufinden, wer die Presse mit vertraulichen Informationen versorgte. Die Telekom hatte zunächst nur Kenntnis von einem Fall, bei dem Telefondaten eines Journalisten und eines Aufsichtsrates abgeglichen wurden.
Als sich die Vorwürfe verdichteten, dass die illegale Aktionen weitere Kreise zogen, erstattete Konzernchef René Obermann im Mai Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Die Behörde ermittelt seitdem unter anderem gegen den damaligen Telekom-Vorstandsvorsitzenden Kai- Uwe Ricke und den ehemaligen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Klaus Zumwinkel.