Tarak Schwarzenberg Tarak Schwarzenberg: Nostalgie ersetzt den Schleudergang
Schwarzenberg/MZ. - Und das, obwohl bei der "WM" nichts automatischoder weltmeisterlich läuft. "Das Gerät isttechnisch auf dem Stand von 1966, als sieals WM 66 auf dem Markt kam", sagt ReinerSchreier, Geschäftsführender Gesellschafterder Tarak. Das Wellenrad am Boden des Maschinen-Innerenerzeugt einen Strudel, der Wäsche und Laugebewegt. Heizen, Waschen, Abpumpen - alleswird von Hand eingestellt, einen Schleuderganggibt es nicht. Sei vor der Wende kaum eineandere Maschine zuverlässig und erschwinglichgewesen, erklärt er, wurde auf die robust-improvisierteTechnik der WM geschworen und gleichzeitiggeschimpft.
Z-TITEL: "Es gab ein Bombardement
von Händleranfragen."
Reiner Schreier
Tarak-Geschäftsführer
Ob aber ihre "Mehrzweckfunktion" heutenoch in Haushalten benötigt wird, kann Schreiernicht sagen. Er glaubt, dass vor allem ältereLeute sich nicht an eine andere Funktionsweiseals die des DDR-Renners aus Schwarzenberggewöhnen wollen, Vorzüge wie kurze Waschzeitund mehrfache Verwendung der Lauge schätzenoder gerade die fehlende Automatik bevorzugen.Nostalgie spiele sicher auch eine Rolle. "ImPreis nimmt sich die WM 600 nichts mit kleinenVollautomaten", so der Geschäftsführer. "Siekostet etwa 250 Euro." Aber Fakt ist: "Inder Zeit, in der die WM 600 nicht gebaut wurde,gab es ein regelrechtes Bombardement von Händleranfragen",schildert der Chef. Inzwischen werden jährlichetwa 3000 Stück über das Rostocker UnternehmenVierling im Fachhandel vertrieben.
Es ist zurzeit die einzige und letzte Waschmaschine,die an ihrem "Geburtsort", im SchwarzenbergerTraditionswerk überhaupt noch gebaut wird.Übrigens wurde dort 1902 die erste metalleneTrommelwaschmaschine der Welt produziert,betont der 42-Jährige.
"Nach der Wende stellten wir Waschmaschinenunter dem Namen Foron Waschgeräte und Stanz-Technikher. Allerdings waren die Absatzzahlen rückläufig,so dass die Hauptgeschäftstätigkeit auf Gasheizautomatenverlegt wurde", erklärt Schreier. "Nur dieWM sollte weiter hergestellt werden, dennnur wir konnten etwas derartiges anbieten."Gebeutelt von Konkurs und Besitzerwechselnging es "mal bergauf aber meistens bergab"mit dem Unternehmen, und die WM-Produktionsstraßestand rund ein Jahr still, bis im Juli 2001nach einem Management-Buy-Out (Firmenkaufdurch leitende Angestellte) sowie einer Neueinlageeines früheren Gesellschafters die Tarak gegründetwurde. "So habe ich meinen eigenen Arbeitsplatzgekauft", meint Schreier, der als Lehrlingin dem Werk begonnen hatte, später Maschinenbaustudierte und in der Betriebsleitung tätigwar. Er fügt an: "Außerdem haben viele ausder Belegschaft nie etwas anderes gebaut."Sie hätten, meint er, bei Arbeitslosigkeitschlechte Karten. Damit das Unternehmen künftigmöglichst gute Karten hat, feilt die Geschäftsführungan neuen Produkten. So sei etwa ein Schrankwäschetrocknerentwickelt worden. Der WM 600 steht vielleichtsogar ein internationales Comeback bevor.Laut Schreier wurden Kontakte geknüpft, sienach Afrika, Griechenland und Holland zu exportieren.