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Solarmodul-Hersteller Solarmodul-Hersteller: Drohender Kahlschlag bei Sovello

Von Steffen Höhne 20.06.2012, 17:31

Bitterfeld-Wolfen/MZ. - Mitte Mai trat Reiner Beutel vor die Belegschaft des insolventen Solarmodul-Hersteller Sovello aus Bitterfeld-Wolfen. In groben Zügen stellte der Unternehmenschef das anstehende Sanierungskonzept vor. Seine Botschaft: Sovello besitzt eine zukunftsfähige Technologie und will mit einem neuen Investor überleben. Allerdings seien Einschnitte unvermeidlich "Unser Ziel ist es, bis Anfang August sämtliche Sach- und auch Personalkosten auf den Prüfstand zu stellen", sagte Beutel.

Kein Geld für Transfergesellschaft

Von einem Kahlschlag in der Belegschaft war nicht die Rede. Doch dies deutet sich nun an. In einem mit Hilfe einer Unternehmensberatung ausgearbeiteten Konzept sei der Abbau von 548 Stellen vorgesehen, sagte Erhard Koppitz, Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE in Halle, der MZ. Der Stellenabbau sei ein Teil des Sanierungskonzeptes, welches die Fortführung der Firma mit derzeit noch 1 200 Mitarbeitern sichern soll. "Einen Plan B gibt es offenbar nicht", sagte Koppitz. Oder doch? Dienstagnachmittag teilte die Firmenführung dem Sovello-Betriebsrat mit, dass vorerst keine Entlassungen vorgenommen würden. Gründe wurden nicht genannt. "Ich persönlich gehe davon aus, dass es früher oder später zu einem Stellenabbau kommen wird", sagte Betriebsratsvorsitzender Matthias Gonschorek der MZ. Über den Umfang wolle er nicht spekulieren.

Es kann nur gemutmaßt werden, warum das Unternehmen aktuell von Plänen zum Personalabbau wieder abrückt. Sovello ist auf Investorensuche. Einerseits könnten durch einen schnellen Stellenabbau die Kosten gesenkt werden, andererseits befürchtet die Sovello-Führung offenbar Klagen von Mitarbeitern. Dies könnte potenzielle Geldgeber abschrecken - wie zuletzt bei der insolventen Drogeriekette Schlecker deutlich wurde. Eine vom Betriebsrat geforderte Transfergesellschaft für die betroffenen Mitarbeiter hatte Sovello abgelehnt. Als Begründung wurden laut Betriebsrat fehlende finanzielle Mittel angegeben. Betriebsratschef Gonschorek hofft bei möglichen Entlassungen nun auf Hilfe des Landes Sachsen-Anhalt. "Die Landesregierung könnte den Aufbau einer Transfergesellschaft unterstützen."

Auch Gewerkschafter Koppitz fordert die Politik auf, "Handlungsfähigkeit zu zeigen". So könnten staatliche Beteiligungen an Solar-Firmen oder die Unterstützung von Fusionen Arbeitsplätze und Standorte erhalten.

Ein Sovello-Sprecher wollte einen möglichen Jobabbau nicht kommentieren. Er verwies auf die von Beutel geäußerten Worte, dass auch die Personalkosten auf dem Prüfstand stehen. "Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab. Wir kommunizieren nur Fakten."

Produktion zurückgefahren

Die Zeit drängt: Das Unternehmen hatte am 14. Mai beim Amtsgericht Dessau-Roßlau einen Insolvenzantrag gestellt. Dabei gab das Gericht dem Antrag auf Eigenverwaltung statt. Das heißt, die Geschäftsführung leitet die Geschicke der Firma weiter. Als vorläufiger Sachverwalter wurde Rechtsanwalt Bernd Depping eingesetzt. Das am Ende von den Arbeitsagenturen gezahlte Insolvenzgeld sichert die Löhne der Beschäftigten für drei Monate.

Der Solarmodul-Hersteller hatte im Mai seine Produktion auf ein Drittel seiner Kapazität gedrosselt. Das Unternehmen stellt mit der sogenannten String-Ribbon-Technologie Wafer, Solarzellen und Solarmodule unter einem Dach her. Mit der rohstoffsparenden Technologie wollte Sovello der asiatischen Konkurrenz Paroli bieten. Der starke Preisverfall für Solarmodule setzte dem Unternehmen jedoch zu.

Bereits am 3. April hatte der große Solarzellenhersteller Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen Insolvenz angemeldet. Nach Unternehmensangaben läuft dort die Produktion wieder. Auch Q-Cells sucht einen neuen Investor. Anfang Juni wurde die Q-Cells-Tochter Solibro mit 450 Mitarbeitern an das chinesische Unternehmen Hanergy verkauft. Laut Insolvenzverwalter Henning Schorisch hat Q-Cells genügend Barmittel, um auch in der Insolvenz seine Geschäfte zu betreiben.