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Siemens Siemens: Ehemaliger griechischer Manager gefasst

25.06.2009, 16:52
Im Zusammenhang mit dem Schmiergeld-Skandal bei Siemens hat die bayerische Polizei den früheren Chef der griechischen Siemens-Landesgesellschaft, Michael Christoforakos, festgenommen. (FOTO: DPA)
Im Zusammenhang mit dem Schmiergeld-Skandal bei Siemens hat die bayerische Polizei den früheren Chef der griechischen Siemens-Landesgesellschaft, Michael Christoforakos, festgenommen. (FOTO: DPA) Privat

München/Rosenheim/dpa. - Der mit internationalem Haftbefehlgesuchte Michael Christoforakos habe bei seiner Festnahme am frühenDonnerstagmorgen in einem Privatanwesen in Stephanskirchen beiRosenheim keinen Widerstand geleistet, teilte dieGeneralstaatsanwaltschaft München mit. Der 56-Jährige wurde nachAngaben seiner Anwälte noch am selben Tag in die MünchnerJustizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht. Das OberlandesgerichtMünchen wird nun über seine Auslieferung an Griechenland entscheiden.

Die griechische Justiz wirft Christoforakos Korruption undGeldwäsche vor und hatte die Auslieferung beantragt. Er sollMitarbeiter der griechischen Telefongesellschaft O.T.E. bestochenhaben. Er und ein anderer griechischer Ex-Manager von Siemens, nachdem weiter gefahndet wird, hatten sich nach Deutschland abgesetzt.Das Verschwinden der beiden Männer hatte in Griechenland für großesAufsehen gesorgt.

Nach deutschem Recht seien die Vorwürfe gegen ihren Mandanteninzwischen verjährt, erklärten die beiden Rechtsanwälte vonChristoforakos, Stefan Kursawe und Daniel Peter. In Griechenlanddrohe dem Mann, der neben der griechischen auch die deutscheStaatsbürgerschaft besitzt, eine lebenslange Freiheitsstrafe. DieAnwälte erhoben schwere Vorwürfe gegen die griechische Justiz. «Andiesem Fall hängen Dutzende griechische Spitzenpolitiker, die keinInteresse an einem Geständnis haben», erklärte Kursawe.

Peter geht davon aus, dass Christoforakos Firmengelder anpolitische Parteien in Griechenland spendete. «Dies könnte zumProblem für Politiker werden», erläuterte der Rechtsanwalt bei einerkurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Rosenheim. Schließlichseien Ende September Nationalratswahlen in dem Land. «Ich fürchte umdas Leben meines Mandanten, sobald dieser griechischen Bodenbetritt», ergänzte Kursawe.

Beide Anwälte übten massive Kritik am Vorgehen sowohl dergriechischen Justizbehörden als auch der Polizei in Bayern. Sievermuten, dass aus Griechenland verdeckte Ermittler nach Deutschlandgeschickt worden seien, um ihren Mandanten aufzuspüren. AuchPrivatdetektive seien eingeschaltet gewesen. Am Donnerstagmorgenhätten 14 schwer bewaffnete und vermummte Beamte einesSpezialeinsatzkommandos das Haus von Freunden des früheren Siemens-Griechenland-Chefs gestürmt und den 56-Jährigen festgenommen.

Nach Überzeugung der beiden Anwälte ist das Auslieferungsbegehrender griechischen Justiz unzulässig. Christoforakos sei deutscherStaatsbürger, habe in Deutschland seinen zentralen Aufenthaltsort,hier studiert und sei nur wegen seiner griechischen Wurzeln 1996 vonSiemens dorthin entsandt worden, um Siemens Griechenland alsVorstandsvorsitzender zu führen.

Die Generalstaatsanwaltschaft will die Akten in den kommendenTagen dem Oberlandesgericht München vorlegen, das über den Erlasseines Auslieferungsbefehls und die Zulässigkeit der Auflieferung zuentscheiden habe. «Es ist derzeit nicht absehbar, bis wann mit einerGerichtsentscheidung zu rechnen ist», erklärte der LeitendeOberstaatsanwalt Alfons Obermeier.