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Schwere Vorwürfe gegen Ex-Telekom-Manager

28.05.2008, 10:45

Bonn/dpa. - In der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom geraten der ehemalige Konzernchef Kai-Uwe Ricke und der Ex- Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel zunehmend ins Fadenkreuz.

Der Auftrag zur Auswertung von Verbindungsdaten sei von «ganz oben» gekommen und mit dem Vorstand abgestimmt worden, sagte der Chef der Berliner network.deutschland GmbH, Ralph Kühn, dem «Handelsblatt» (Mittwoch). Auch der frühere Personalchef des Unternehmens, Heinz Klinkhammer, belastete die beiden Manager. «Der Mitarbeiter der Konzernsicherheit, der diesen Auftrag bekommen hat, hat mir versichert, dass Ricke und Zumwinkel ihm in der Angelegenheit einen Maulkorb erteilt haben», sagte er dem Blatt.

Ricke wies die erhobenen Vorwürfe als «haltlos und unwahr» zurück. Ein Sprecher von Zumwinkel erklärte: «Herr Zumwinkel hat keinen persönlichen Auftrag erteilt. Die Geschäfte eines Unternehmens führt der Vorstand.»

Die Telekom wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren und verwies auf die Bonner Staatsanwaltschaft, die derzeit die Aufnahme von Ermittlungen in der Affäre prüft. Am späten Nachmittag wollte sich der Aufsichtsrat der Telekom mit dem Thema befassen. Dabei gehe es in erster Linie um eine Aufklärung der Vorfälle, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Lothar Schröder der dpa.

Am vergangenen Wochenende hatte Telekom-Vorstandschef René Obermann eingeräumt, dass der Konzern in Jahren 2005 und teilweise auch 2006 Telefon-Verbindungsdaten missbrauchlich benutzt habe. Zuvor hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» die Affäre ans Licht gebracht. Ziel der Operation war es, herauszufinden, wann und wie lange Aufsichtsräte und Telekom-Manager mit Journalisten telefoniert haben. Auf diesem Wege wollte die Telekom herausfinden, wer die Presse mit internen Informationen versorgte. Zu der fraglichen Zeit war Ricke Vorstandschef und Zumwinkel Aufsichtsrat des Bonner Telekommunikationsunternehmens.

Nach weiteren Angaben von Kühn verlief der Kontakt zur Telekom über die Abteilung Konzernsicherheit. Die erste Ausspähaktion habe 2005 stattgefunden. Als Ende 2006 der Wechsel von Kai-Uwe Ricke zu René Obermann an der Telekomspitze vollzogen wurde, seien neue Aufträge ausgeblieben. Da Kühn nach eigenen Angaben noch Forderungen von über 400 000 Euro gegen die Telekom hatte, drohte er dem Konzern per Fax «mit Konsequenzen». Sein Fax sei später zum «Spiegel» gelangt. «Ich war sauer und habe es dabei sicher etwas übertrieben», bedauerte Kühn im «Handelsblatt».