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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: 84 Schlecker-Filialen geschlossen

Von Annette Schneider-Solis 24.03.2012, 13:07
Bunte Schaufeln sind vor leeren Regalen einer Filiale der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker zu sehen. (FOTO: DAPD)
Bunte Schaufeln sind vor leeren Regalen einer Filiale der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker zu sehen. (FOTO: DAPD) dapd

Magdeburg/dapd. - „30 Prozent auf alles“, lockt ein Plakat gleich an der Eingangstür. Die Regale sind fast leer geräumt, nur vereinzelt werden noch Deoroller, Mottenfallen und Haarbürsten zum Verkauf angeboten. Letzte Schnäppchenjäger sind unterwegs, begutachten die Waren und nehmen mit, was sie gebrauchen können. Die Schlecker-Filiale im Magdeburger Stadtteil Westerhüsen hatte am Samstagvormittag zum letzten Mal geöffnet. Sie ist eine von 84 Niederlassungen der Drogeriekette in Sachsen-Anhalt, die geschlossen werden. 441 Mitarbeiterinnen sind davon betroffen. Wie es für sie weitergeht, wissen die meisten nicht.

Reden will hier in Westerhüsen niemand über die Situation. Die Stimmung ist spürbar gedrückt. Man habe viel zu tun, müsse räumen, sagt eine Verkäuferin, die ständig zwischen der Kasse und den Geschäftsräumen pendelt und ziemlich gehetzt wirkt.

„Die Situation ist unerträglich“, fasst ver.di-Funktionär Jörg Lauenroth-Mago in Worte, was die meisten Schlecker-Mitarbeiterinnen denken. „Bis Ende des Monats müssen die Beschäftigten entscheiden, ob sie in eine Transfergesellschaft gehen oder in die Arbeitslosigkeit.“ Eine Übernahme in die Transfergesellschaft ist nur möglich, wenn die Betroffenen die Kündigung akzeptieren.

Das einzig Positive an der gegenwärtigen Situation erkennt Lauenroth-Mago in der Tatsche, dass Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach anfänglichem Zögern angekündigt hat, dass das Land Bürgschaften in Höhe von 1,74 Millionen Euro übernehmen wird - unter bestimmten Bedingungen.

So müssten die Transfergesellschaften bis Ende nächster Woche stehen und eine davon ihren Sitz in Sachsen-Anhalt haben. Der Landtag hat dem zugestimmt. Damit sollen so viele der verbliebenen Niederlassungen der Drogeriekette wie möglich gerettet werden. „Trotzdem wissen die Mitarbeiterinnen gar nicht, wohin mit ihrer Wut. Niemand redet mit ihnen, die Zeit drückt, keiner weiß, wie es weiter geht. Die Situation ist extrem angespannt, und diese Spannung kann niemand lösen“, beklagt Lauenroth-Mago.

Diese Spannung ist auch in dem Drogeriemarkt in Westerhüsen zu spüren. „Wir haben aus der Presse erfahren, dass unsere Filiale geschlossen wird“, sagt eine Verkäuferin, nachdem sie einem der letzten Kunden das Wechselgeld herausgegeben hat. Zumindest aber wüssten die beiden Mitarbeiterinnen, die am letzten Tag den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten, dass sie am Montag nicht auf der Straße stehen. Sie werden umgesetzt. Wohin, habe ihnen noch niemand gesagt, sagt die Verkäuferin und verlässt die Kasse, um weiter zu räumen.