Porsche will bei KfW Milliarden-Kredit beantragen
Stuttgart/dpa. - Der hoch verschuldete Autobauer Porsche will seine Milliarden-Finanzierungslücke mit einem Kredit der staatseigenen KfW-Bank schließen.
Der Sportwagenbauer werde einen Kreditantrag über 1,75 Milliarden Euro stellen, sagte ein Porsche- Sprecher am Mittwoch in Stuttgart. Bisher sei dieser noch nicht eingereicht worden. Nach dpa-Informationen will Finanzchef Holger Härter den Antrag am Donnerstag dem Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau vorlegen. Die Sportwagenschmiede hat sich bei der geplanten Übernahme von Europas größtem Autobauer VW massiv verhoben und kämpft mit einem Schuldenberg von rund neun Milliarden Euro. Seit Monaten sucht Porsche nach neuen Geldgebern.
Bereits am Montag könnte die Porsche-Anfrage auf der Tagesordnung des Lenkungsausschusses des Deutschlandfonds stehen, sagte der Chef der baden-württembergischen SPD-Landtagsfraktion, Claus Schmiedel, der dpa. Das Gremium ist für endgültige Entscheidungen über Kreditanträge in dieser Größenordnung zuständig. Nach dpa- Informationen will der Lenkungsausschuss bis spätestens 17. Juni entschieden haben, denn an diesem Tag will sich dem Vernehmen nach auch der Haushaltsausschuss des Bundestages mit dem Thema Porsche befassen.
Die Bundesregierung wollte sich nicht zu dem Thema äußern. Ein Porsche-Sprecher sagte, er gehe davon aus, dass zeitnah über den Kreditantrag entschieden werde. Das geplante Treffen von Härter mit der KfW wurde von Porsche zunächst nicht bestätigt.
Porsche hatte mit zahlreichen Banken über Kredite von insgesamt 12,5 Milliarden Euro verhandelt. Ende März sicherte sich das Unternehmen in letzter Minute einen Kredit in Höhe von zehn Milliarden Euro, der einen früheren Kredit in gleicher Höhe ablöste. Diesen hatte Porsche auch zur Aufstockung seiner VW-Anteile auf mehr als 50 Prozent genutzt. Die Kreditlinie bei einem Konsortium aus 15 Banken besteht aus zwei Tranchen. Der größere Brocken von 6,7 Milliarden Euro läuft zunächst bis März 2010 und kann um ein Jahr verlängert werden. Die restlichen 3,3 Milliarden Euro laufen im März 2010 aus.
Ende Mai bekam Porsche zudem von der Bank of Tokyo die Zusage für 750 Millionen Euro. Bei den noch fehlenden 1,75 Milliarden Euro setzen die Stuttgarter auf die KfW. Aber auch Gespräche mit anderen Banken liefen weiter, sagte der Sprecher. Das Geld braucht der Hersteller vor allem zur Finanzierung des laufenden operativen Geschäfts.
Unterstützung bekommt Porsche von der baden-württembergischen SPD. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert Schmiedel, die KfW solle dem Unternehmen unter die Arme greifen. Zu den Erfolgsaussichten des Porsche-Antrags äußerte er sich zuversichtlich: «Auch der Bundeskanzlerin sind die momentanen Probleme deutscher Unternehmen mit der Kreditversorgung bewusst.»
Auch ein Investor könnte bei Porsche Geld in die Kasse spülen. Die Gespräche mit Interessenten «laufen gut», sagte der Porsche-Sprecher. Dem Vernehmen nach reden die Stuttgarter dabei auch mit dem Emirat Katar. Der VW-Betriebsrat hält die geplante Schaffung eines integrierten Autokonzerns VW/Porsche für obsolet, falls Porsche den Kredit von der KfW bekommt und ein Investor sich an dem Sportwagenbauer beteiligt.
«Wir haben nichts gegen einen Einstieg des Emirats Katar bei Porsche. Und ein Kredit der KfW-Bank für das Automobilgeschäft von Porsche kann auch in Ordnung sein, wenn das Geld nicht zu neuen Übernahmeversuchen führt», sagte der stellvertretende Vorsitzende des VW-Konzernbetriebsrats, Bernd Wehlauer, der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung». «Wenn beides funktioniert, müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, wie wir Porsche in unseren integrierten Automobilkonzern Volkswagen integrieren. Dann bleibt Volkswagen Volkswagen. Porsche Porsche. Und die Familien Piëch und Porsche Aktionäre bei Volkswagen.»
Anfang Mai hatten sich die Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch darauf verständigt, dass Porsche und VW in einem integrierten Autokonzern zusammengeführt werden sollen. Derzeit verhandeln die Vorstände von VW und Porsche über die künftige Struktur. Angaben zum Stand der Gespräche machte der Porsche-Sprecher nicht.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) will auch in einem Großkonzern Porsche/VW nicht auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Härter verzichten. «Wir sollten grundsätzlich alle an Bord halten», sagte Wulff dem Magazin «auto motor und sport». Der Gesamtkonzern solle jedoch von VW-Chef Martin Winterkorn geführt werden.