Zypries fordert Aufklärung des LBB-Datenskandals
Berlin/dpa. - Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat eine vollständige Aufklärung des Datendiebstahls bei der Berliner Landesbank (LBB) gefordert. Zugleich kritisierte sie die Datenschutz-Kontrolle der Länder. «Wir müssen zunächst den Fall lückenlos aufklären.»
Das sagte Zypries der Berliner Zeitung (Montag). Dieser neuerliche Vorfall zeige, «dass uns das Thema Datenschutz weiter intensiv beschäftigen wird». Sie forderte die Bundesländer auf, mehr Personal für die Datenschutzbehörden einzustellen, damit sie ihren Aufgaben gerecht werden könnten. Auch müssten die Behörden Daten löschen oder sperren und rechtswidrige Datenverarbeitung untersagen können, sagte Zypries.
Am Wochenende war der Diebstahl von zehntausenden Daten von Kreditkartenbesitzern aus ganz Deutschland bekannt geworden. Betroffen ist die Landesbank Berlin. Sie ist nach eigenen Angaben mit derzeit 1,9 Millionen ausgestellten Karten der größte Kreditkarten-Herausgeber unter den Banken in Deutschland. Die Bank stellt aber auch Karten für andere Firmen bereit, wie für die Berliner Sparkasse, den Automobilclub ADAC oder den Internet-Versandhändler Amazon.
Am Vortag hatte die LBB die Kunden beruhigt: Ihr Vermögen sei nicht in Gefahr. Sollte einem Kunden dennoch ein Schaden entstehen, werde die Bank ihn übernehmen, teilte das Kreditinstitut mit. Die Polizei sucht einen Kurierfahrer, der mit den bedruckten Datenfolien unterwegs gewesen sein soll. Diese Folien, sogenannte Mikrofiches, waren der «Frankfurter Rundschau» zugespielt worden. Datenschützer kritisierten die Art des Datentransports.
Die Datensätze befinden sich inzwischen bei der Polizei in Frankfurt am Main. Ein Polizeisprecher sagte, derzeit werde geklärt, wie das Päckchen mit den vertraulichen Daten in die Hände der Zeitung gelangen konnte. Auf den Folien standen Kreditkartennummern, Angaben über sämtliche Buchungen sowie die vollen Namen der Kunden. Datenschützer und die Opposition im Bundestag forderten, aus dem Vorfall müssten Konsequenzen gezogen werden.
Die Frankfurter Polizei ermittelt federführend wegen des Verdachts der Datenausspähung. Sie vernahm Mitarbeiter der LBB sowie des externen Dienstleisters Atos Worldline, der mit der Abrechnung der Kreditkarten betraut ist. Zu den Ergebnissen der Vernehmung äußerte sich der Sprecher nicht.
Laut Polizei enthielt das Päckchen auch Geheimnummern (PIN). Diese seien aber den Konten nicht zuzuordnen gewesen, so dass kein direkter Zugriff möglich gewesen sei. Nach Angaben der Landesbank handelte es sich um Geheimnummern, die Kunden nicht zugestellt werden konnten, also nie aktiviert wurden. Die Polizei geht nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen davon aus, dass keine weiteren Daten im Umlauf sind.