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Vogelgrippe erreicht Rügen Vogelgrippe erreicht Rügen: Tod an der Zugvogel-Riviera

Von Peter Gärtner 15.02.2006, 20:43

Rügen/MZ. - Dass manchesFedervieh auch unter die Räder von Fahrzeugenkommt oder am zugefrorenen Bodden verhungert,ist deshalb nicht ungewöhnlich. Derzeit liegenwieder Dutzende tote Schwäne im Schilf ringsum den Bodden, berichtet Gernot Haffner vomLandwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns.Umso mehr lobt der Büroleiter die Umsichtder Touristengruppe, die am vergangenen Freitagdirekt am Wittower Fähranleger auf vier verendeteSchwäne gestoßen war. "Sie haben sich vorbildlichverhalten: die Tiere nicht angefasst, abersofort gemeldet."

Schutzzonen verhängt

Auch das Schweriner Ministerium hat promptreagiert: Als sich der Verdacht vorläufigbestätigte, dass zwei dieser Tiere mit demauch für den Menschen gefährlichen Vogelgrippeerregerdes Typs H5N1 infiziert waren, verhängte esrings um den Fundort eine Schutzzone von dreiKilometern. In diesem Gebiet gilt für Nutzvögelein striktes Handelsverbot. Allerdings gibtes hier keine Absperrungen; auffällig sindnur die zahlreichen Veterinäre, die von denHöfen Proben nehmen. Eine Überwachungszonehat Landwirtschaftsminister Till Backhaus(SPD) im Umkreis von zehn Kilometer, einesofortige Stallpflicht für das gesamte Küstenlandverhängt.

Experten hatten bislang damit gerechnet, dassmit dem Vogelzug aus Afrika das Virus auchin Westeuropa ankommen würde. Dass dies nunschon zuvor geschehen sei, hieß es gesternin Schwerin, sei sehr überraschend. Gleichwohlsei man im Küstenland, in dem jährlich hunderttausendeWildgänse, Kraniche und Wildschwäne Rast machen,vorbereitet: mobile Tötungsanlagen stündenbereit.

Keine neue Bedrohung

Nach Angaben des Berliner Robert Koch-Institutsergibt sich für die Menschen in Deutschlandjetzt keine grundsätzlich neue Bedrohungssituation.Die Vogelgrippe bedrohe in Europa vor allemNutzgeflügel. Experten betonen, dass Singvögelals Überträger nahezu ausscheiden. Nur dreiArten, die im westlichen und östlichen Afrikaüberwintern, gelten als heikle Fälle: dieKnäk- und die Spießente und der Weißstorch.Denn sie berühren auf ihrem Zug Risikogebiete.Außerdem leben sie am Wasser, wo sich Virenrelativ leicht und schnell verbreiten.

Was das für Rügens Boddengewässer bedeutet,ist noch offen. In Schwerin wird darauf hingewiesen,dass es bislang keinerlei panische Reaktionenunter den Geflügelhaltern gebe. Allerdingsüberlegten manche, ihre Hühner jetzt abzuschaffen.Norddeutsche neigten nicht zu übertriebenenAufgeregtheiten, meint Haffner. "Für Hysteriegibt es ohnehin keinen Grund."