Vatikan Vatikan: Johannes Paul II spricht Mutter Teresa selig
Rom/dpa. - Mit der Seligsprechung von Mutter Teresa hat Papst Johannes Paul II. sein 25-jähriges Amtsjubiläum gekrönt. Vor rund 300 000 Gläubigen ehrte der von schwerer Krankheit gezeichnete Papst am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein die 1997 gestorbene Ordensfrau und Friedensnobelpreisträgerin. Der feierliche Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom wurde von Musik und Tänzen aus Indien umrahmt und von zahlreichen Fernsehstationen weltweit übertragen.
In seiner Predigt, die der Papst wegen seiner Sprachprobleme als Folge der Parkinson-Erkrankung erstmals nicht selbst verlesen konnte, würdigte das 83-jährige Kirchenoberhaupt Mutter Teresa als «eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Epoche» und als «unermüdliche Wohltäterin der Menschheit». Sie sei «eine kleine in Gott verliebte Frau» gewesen.
Zur Zeremonie kamen auch tausende Gläubige aus Indien sowie aus Albanien, dem Kosovo und Mazedonien - der ursprünglichen Heimat der albanisch-stämmigen Mutter Teresa. Ganz vorne saßen tausende Arme und Obdachlose - jene, denen Mutter Teresa ihr Lebenswerk gewidmet hatte. Sie waren anschließend zu einem Mittagessen mit den Kardinälen eingeladen.
Alle Gläubige applaudierten begeistert, als nach der Verlesung der Seligsprechungsformel ein riesiges Bild der neuen Seligen an der Fassade des Petersdoms enthüllt wurde. Viele von ihnen waren schon in der Nacht zum Petersplatz gekommen, um sich die besten Plätze zu sichern. Auch in Kalkutta, wo Mutter Teresa seit ihrem 18. Lebensjahr gelebt und sich später mit ihrem Orden «Missionarinnen der Nächstenliebe» den Armen und Sterbenden gewidmet hatte, verfolgten Tausende Menschen die Feier.
«Ich bin dieser mutigen Frau persönlich dankbar, die ich immer an meiner Seite gefühlt habe», unterstrich Johannes Paul II. die Bedeutung, die die Seligsprechung der weltweit als «Engel der Armen» bekannt gewordenen Ordensfrau auch für ihn selbst hatte. «Sie ging überall hin, um Christus bei den Ärmsten der Armen zu dienen», sagte er. «Nicht einmal Konflikte und Kriege konnten sie aufhalten.»
Johannes Paul II., der Mutter Teresa mehrmals persönlich getroffen hatte, wollte unter allen Umständen noch selbst die Seligsprechung der am 26. August 1910 im mazedonischen Skopje geborenen Agnes Ganxhe Bojaxhiu vornehmen. Deshalb setzte er das Kirchengesetz außer Kraft, das die Einleitung eines Verfahrens zur Seligsprechung eines Katholiken erst fünf Jahre nach dessen Tod ermöglicht. In Rekordzeit wurde das Verfahren abgewickelt - so schnell wie kein anderes in den vergangenen 500 Jahren.
Für Kontroversen sorgte jedoch das Wunder, das Mutter Teresa nach ihrem Tod an einer krebskranken Inderin bewirkt haben soll. Indische Mediziner äußerten Zweifel daran, dass die Heilung der 30-jährigen krebskranken Monika Basra - die auch nach Rom gekommen war - als Wunder einzustufen sei. Doch in Rom spielten die Zweifel keine große Rolle - schließlich wurde Mutter Teresa schon zu Lebzeiten als Heilige verehrt.
Es besteht auch kein Zweifel daran, dass Mutter Teresa schon in wenigen Jahren auch heilig gesprochen wird. Die Heiligkeit ist die höchste Auszeichnung für Katholiken. Johannes Paul II. hat in seinem am 16. Oktober 1978 begonnenen Pontifikat schon über 1300 Männer und Frauen selig gesprochen und fast 500 zu Heiligen erklärt - mehr als alle seine 263 Vorgänger auf dem Stuhl Petri zusammen.
Doch die Feier für Mutter Teresa war nach Einschätzung vieler Vatikan-Beobachter die vielleicht bedeutendste überhaupt. Sie fiel ausgerechnet mit seinem silbernen Amtsjubiläum zusammen, zu dem auch fast alle Kardinäle nach Rom gekommen waren. Schon am Samstag hatte er ihnen Mutter Teresa als Vorbild empfohlen. Es sei der Auftrag der Kirche, auf der Seite der Armen und Benachteiligten zu stehen.