Untreue-Prozess Untreue-Prozess: Hajo Hoffmann bangt um seine politische Zukunft

Saarbrücken/dpa. - In erster Linie geht es um rund 25 000 Euro für Außenarbeiten, dieder Oberbürgermeister der saarländischen Landeshauptstadt nichtbezahlt haben soll. Stattdessen soll das Geld über ein zeitgleicherrichtetes Bauwerk der stadteigenen Entwicklungs- undSanierungsgesellschaft ESG abgerechnet worden sein. Hoffmann sitztdem Aufsichtsrat der ESG vor. Deren Geschäftsführer Alfred Kirst, mitdem Hoffmann befreundet sein soll, wollte im Prozess nicht aussagenund begründete dies mit gegen ihn selbst laufenden Ermittlungen wegenUntreue in Millionenhöhe.
Staatsanwaltschaft und Verteidigung sind sich in einem Punkteinig: Hoffmann habe beim Management seiner Baustelle geschludert,Daten nachlässig verwaltet und zu sehr auf Gefälligkeiten undFreundschaften gebaut. In seinem Schlusswort sagte der Angeklagteselbst: «Ich hätte sämtliche Verträge besser dokumentieren müssen, umden Anschein von Unregelmäßigkeiten zu zerstören.»
Die Schuldfrage bewerten Ankläger und Verteidiger dagegenunterschiedlich. 33 750 Euro Geldstrafe beantragte StaatsanwaltEckhard Uthe wegen «Untreue mit Vorsatz und Eigennutz». Hoffmannhätte als ehemaliger Wirtschaftsminister des Saarlandes und Präsidentdes Deutschen Städtetages besonders empfindlich sein müssen für jedenAnschein des Amtsmissbrauchs und Filzes, hielt Uthe dem Politikervor. Der SPD-Politiker habe Amt und Privatsphäre vermengt.
Als geringe und nicht strafrelevante Schuld werteten dagegen dieVerteidiger Stefan König und Egon Müller das Verhalten Hoffmanns. Sieverlangten Freispruch wegen Mangels an Beweisen. Ein finanziellerSchaden bei der ESG sei nicht nachweisbar, der Untreue-Vorwurf nichthaltbar, sagte König. Sein Kollege Müller entschuldigte Hoffmanns«blindes Vertrauen» in seine Freunde mit dessen Arbeitsbelastung unddessen großen Sorgen um seine schwer kranke Frau. Vorsatz - und damitstrafrelevantes Verhalten - sei nicht erkennbar.
Im Fall einer Verurteilung Hoffmanns dürfte die schwarz-grüneKoalition im Saarbrücker Rathaus ihre Rücktrittsforderungenbekräftigen. Selbst in den eigenen Reihen hat der Rathaus-Chef mitdem Festhalten an seinem Posten für Unmut gesorgt. Der Chef dersaarländischen SPD, Heiko Maas, machte schon vor dem Prozess keinenHehl aus seiner Angst um das «Gesamtbild der Partei». Er hatteHoffmann die vorläufige Aufgabe seiner Ämter empfohlen.
Doch Hoffmann blieb Oberbürgermeister. Bestärkt fühlte er sichoffensichtlich von der Tatsache, dass er im Februar 2001 trotz derdamals schon bekannten Vorwürfe bereits im ersten Wahlgangwiedergewählt worden war. Nur den Vorsitz im Deutschen Städtetagverlieh Hoffmann an seine Frankfurter Amtskollegin Petra Roth (CDU).