Rügen Rügen: Steilküstenort Lohme sperrt seinen Hafen

Lohme/ddp. - In der Gemeinde, in der vor drei Jahren ein mehr als 100Meter breites Küstenplateau ins Meer gestürzt war und dabei beinaheein benachbartes Diakonieheim mit in die Tiefe gerissen hatte, wurdeam Donnerstag der gesamte Hafenbereich gesperrt.
Der Hang sei unstabil, und es bestehe extreme Gefahr neuer,möglicherweise sogar tiefreichender Erdrutsche, sagte der Leiter desAmtes Nord-Rügen, Karl-Heinz Walter, in Sagard. Um Unfälle zuvermeiden, sei vorsorglich auch das Betreten mehrerer Grundstückeverboten worden. Zudem dürfen ab sofort Schiffe und Boote den Hafenvorerst bis zum 5. Mai nicht mehr anlaufen.
Zuvor hatten Experten vor einem weiteren Aufweichen des Kliffsgewarnt. Die inzwischen am Hang installierten zehn Messstellenzeigten extrem hohe Wasserstände an, sagte Jörg Gothow vom BergenerIngenieurbüro Wastra-Plan. An jedem zweiten Messpunkt überschrittendie Grundwasserpegel sogar die bisher höchsten im Jahr 2007gemessenen Werte.
Lohme liegt im Einzugsbereich einer großräumigen Wasserader, dievon dem nahe gelegenen, 160 Meter hohen Pikberg zur Küste verläuft.Nach dem spektakulären Küstenrutsch in der Nacht zum 20. März 2005waren an dem teilweise bebauten Hang Lasermessungen, Probebohrungenund Grundwasseranalysen durchgeführt worden, um die Dynamik derSteilküste zu überwachen. Den Untersuchungen zufolge hat sichinzwischen im Küstenbereich eine drei Meter große Höhle gebildet, ausder Regen- und Sickerwasser wie ein Bach austreten. Seitdem rechnenGeologen damit, dass nach einer starken Frost-Tau-Periode oderheftigen Niederschlägen das unmittelbar am Abgrund stehende Heim indie Tiefe stürzen könnte.
Unterdessen hat die mecklenburgische Diakonie den Abriss des seitdrei Jahren leerstehenden dreistöckigen Gebäudes in Auftrag gegeben.Wegen des aufgeweichten Erdreichs könne sich der für Mai geplanteRückbau aus Sicherheitsgründen aber erneut verschieben, sagte ExperteGothow.
Der Abbruch des gefährdeten Gebäudes erfolgt durch zwei in etwa 60Meter Abstand errichtete Kräne. Um die Arbeiter nicht zu gefährden,soll das Haus nur im absoluten Ausnahmefall betreten werden. Zudemsollen während der etwa sechswöchigen Bauhase Messtrupps den Hangpermanent überwachen. Der in Deutschland bisher einmaligeGebäudeabriss wird voraussichtlich 500 000 Euro kosten. Insgesamtmüssen etwa 900 Kubikmeter Bauschutt abgetragen werden.
Unterdessen warnten die Behörden nochmals eindringlich vor demBetreten der versiegelten Anlage. In den vergangenen Monaten sollensich Unbekannte mehrfach Zugang zu dem seinerzeit panikartiggeräumten Heim verschafft haben. Sogar die frühere Satellitenanlageauf dem Dach wurde demontiert.