Porträt Porträt: Mzoudi - Er unterschrieb das Testament des Terror-Chefs
Hamburg/dpa. - Nach den Anschlägen am 11. September 2001 in den USA konzentrierte sich das Interesse der Fahnder auf Hamburg. Abdelghani Mzoudi hatte dort Kontakt zu der Terrorgruppe um den späteren El-Kaida-Todespiloten Mohammed Atta. Unter anderem unterschrieb er dessen Testament. So geriet Mzoudi in den Verdacht, ein Unterstützer der Hamburger Terrorzelle zu sein.
Der 31-jährige Marokkaner Mzoudi war nach eigenen Angaben 1993 nach Deutschland gekommen. In Bochum lernte er Deutsch. Seit 1995 studierte er in Hamburg-Harburg Elektrotechnik und Mathematik.
Mzoudi wohnte in der Marienstraße 54, der zentralen Anlaufstelle der Hamburger Zelle. Außer mit Atta war er in Hamburg auch befreundet mit dem späteren Todespiloten Marwan Alshehhi.
Am 10. Oktober 2002 wurde Mzoudi verhaftet. Im Prozess wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 3000 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schwieg er zu den Vorwürfen. Die Verteidigung hatte diese Strategie gewählt, weil im ersten Hamburger Terrorprozess dem Angeklagten Mounir El Motassadeq die Worte im Mund verdreht worden seien.
Mzoudi sprach vor Gericht nur über seine Kindheit: Er sei mit drei Schwestern und zwei Brüdern aufgewachsen. Schon mit fünf Jahren habe er begonnen, den Koran zu studieren. Mit sieben Jahren habe ihn sein Vater erstmals mit in die Moschee mitgenommen.
Die Anklage nannte Mzoudi einen Statthalter der Terror-Piloten. Er habe ihnen seine Anschrift als Tarn-Adresse zur Verfügung gestellt. Die Verteidigerin sprach von einer alltäglichen Beziehung zur Atta- Gruppe, die Marienstraße sei eine normale Wohngemeinschaft gewesen.
Als unstrittig kann gelten, dass Mzoudi im Jahr 2000 in Afghanistan war. Sein Landsmann Motassadeq hatte in seinem eigenen Prozess ausgesagt, er habe Mzoudi damals in einem afghanischen Militär-Camp getroffen. Dieser sei unter dem Decknamen «Talhar» aufgetreten, aber bald krank geworden und nach Hamburg zurückgekehrt.
Zeugen äußerten sich gegensätzlich über Mzoudis Rolle in der Terror-Zelle. Verfassungsschutz-Chef Heinz Fromm sagte, die Anschläge seien überhaupt nicht in Hamburg geplant worden. Ein angeblicher iranischer Ex-Agent bezeichnete Mzoudi als Code-Spezialisten, der vor den Anschlägen auch in Iran gewesen sei.
Mzoudi selbst verfolgte den Prozess fast sechs Monate schweigsam und in sich gekehrt. Nie zeigte er Emotionen oder griff durch persönliche Bemerkungen ein. Er verzichtete auch auf ein Schlusswort.