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Norwegen Norwegen: Bewegende Beerdigung des ersten Opfers

Von Katell Prigent 29.07.2011, 16:56
Priesterin Anne Mari Tronvik (l.) und Imam Senaid Kubilica (r.) führen den Trauerzug an. Eine enge freundin trägt das Portät von Bano Rashid (18), eines Opfers des Massakers im Jugendcamp. (FOTO: DAPD)
Priesterin Anne Mari Tronvik (l.) und Imam Senaid Kubilica (r.) führen den Trauerzug an. Eine enge freundin trägt das Portät von Bano Rashid (18), eines Opfers des Massakers im Jugendcamp. (FOTO: DAPD) AFP

Nesodden/AFP. - Es war die erste Beerdigung eines Opfers der Anschläge in Norwegen und ein Symbol für das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und politischer Überzeugungen: Bei einer bewegenden Trauerfeier, gehalten von einer Pastorin und einem Imam, haben hunderte Menschen am Freitag im norwegischen Nesodden Abschied von der 18-jährigen Bano Rashid genommen. Die junge Frau mit kurdischen Wurzeln ist eine der 76 Toten.

"Ein Imam und eine Pastorin Seite an Seite bei dieser Beerdigung, das ist eine sehr starke Botschaft», sagt Norwegens Außenminister Jonas Gahr Stoere nach der Trauerfeier in der Kirche im kleinen Ort Nesodden südlich von Oslo, die schon an normalen Tagen kaum hundert Menschen fassen kann. Zu Banos Beerding kamen am Freitag deutlich mehr Menschen. Viele junge Menschen waren dabei, mit Rosen in der Hand, viele konnten ihre Tränen nicht zurückhalten, junge Männer versuchten ihre verweinten Augen hinter Sonnebrillen zu verstecken.

"Es ist gut, hier zu sein, alle zusammen, um sich ein letztes Mal von ihr zu verabschieden», sagt Siri Hov Eggen. Wie Bano war auch sie Mitglied der Jungsozialisten, die am 22. Juli Ziel des brutalen Anschlags des Attentäters Anders Behring Breivik auf der Insel Utöya geworden waren. Bano sei eine unerschütterliche und starke Persönlichkeit gewesen, sagt die 30-Jährige. «Sie wäre eine außergewöhnliche Politikerin geworden.»

Ihre Freunde beschreiben Bano als begabt in der Schule und offen im Umgang mit Menschen. Sie habe ein Ziel gehabt, wollte Juristin werden. Ihr Traum aber sei es gewesen, eines Tages Parlamentsabgeordnete zu werden. Im Jugendcamp auf Utöya war sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester, die dem Attentäter entkam. «Die Antwort darf nicht der Hass sein, sondern vielmehr die Liebe», sagt Banos Mutter, Beyan Rashid, wie Medien berichten.

"Als Flüchtlinge aus Kurdistan im Irak kamen Sie 1996 auf der Suche nach Schutz nach Norwegen», sagt Stoere bei der Trauerfeier. «Und jetzt sind Sie getroffen worden, weil es noch Unsinnigere und noch Brutalere gibt, hier bei uns in diesem sicheren Norwegen», sagt der Außenminister an die Familie gewandt. «Das kann man nicht verstehen.» Von dem aufgestellten Porträt neben Stoere lächelt die junge Frau mit den langen braunen Haaren.

Und dann erzählt Stoere, wie Bano an diesem verregneten Freitag, dem Tag des Anschlags, ihrem Idol, der früheren Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, auf der Insel ihre Gummistiefel lieh. Nur wenige Stunden vor der Schießerei mit 76 Toten hatte Brundtland im Jugendcamp der Arbeiterpartei auf Utöya eine Rede gehalten. Auch im übertragenen Sinn «hatten sie die gleiche Größe», sagt Stoere bei Banos Beerdigung.

Nach der Trauerfeier in Nesodden bildet sich vor der Kirche eine Menschenkette, während der weiße Sarg mit kurdischer Flagge und norwegischem Band vorbeigetragen wird. Die Menschen folgen dem Sarg, bis er in die Erde hinabgelassen wird. Nach Bano sollte am Freitag auch der 19-jährige Ismail Hadschi Ahmed beigesetzt werden, wie Bano gehörte er einer ethnischen Minderheit an.

Freunde und Familienangehörige auf der Beerdigung der 18-jährigen Bano Abobakar Rashid. (FOTO: DAPD)
Freunde und Familienangehörige auf der Beerdigung der 18-jährigen Bano Abobakar Rashid. (FOTO: DAPD)
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