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Nach Ölstopp Nach Ölstopp: Kritik an Abhängigkeit von Russland nimmt zu

09.01.2007, 06:39

Berlin/Minsk/Moskau/dpa. - Zugleich wird wieder die Atomenergie als Alternativeins Gespräch gebracht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)schloss sich den mahnenden Stimmen an. «Deshalb muss man Energiesparen, deshalb muss man auf erneuerbare Energien setzen und deshalbmuss man sich natürlich auch überlegen, was für Folgen hat es, wennwir Kernkraftwerke abschalten», sagte sie am Montag der ARD. EinStreit zwischen Russland und Weißrussland über Zölle hatte dazugeführt, dass in Westeuropa kein russisches Öl mehr ankam. DieReserven in Deutschland reichen jedoch für mehrere Monate.

Auch der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) warnte vor einerwachsenden Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas und Öl. «Daswas Russland jetzt mit den ehemaligen Sowjetstaaten macht, kann unsauch blühen», sagte VEA-Vorstand Manfred Panitz in Hannover in einemdpa-Gespräch. «Die Abhängigkeit von Russland ist schädlich, ich sehedas mit Sorge.» Wichtig sei, die Abhängigkeit nicht noch größerwerden zu lassen und eine Diversifizierung vorzunehmen.

Der erwartete Förderrückgang von Erdöl aus der Nordsee in denkommenden Jahrzehnten solle nicht durch zusätzliche Importe ausRussland kompensiert werden, sagte Panitz. Der russische Anteil ander deutschen Ölversorgung könne sonst schnell von 30 auf 50 Prozentsteigen. Eine Alternative sei der Transport verflüssigten Gases perSchiff aus afrikanischen Ländern wie Libyen Richtung Deutschland. DerChef des Energie-Abnehmerverbands sprach sich gegen ein Festhalten amdeutschen Atomausstieg aus. «Wir halten die Kernenergie für dringendnotwendig, nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch, weil siekonkurrenzlos billig ist.»

Weißrussland hatte im Energiestreit mit Moskau die Durchleitungvon russischem Öl nach Deutschland und in andere EU-Länder gestoppt.Die Lieferungen sollten wieder aufgenommen werden, eine Bestätigungdafür lag aber zunächst nicht vor. Versorgungsprobleme wurden jedocherwartet. Die bundesweiten Vorräte an Benzin, Diesel oder Heizölseien ausreichend, um die Versorgung über mehrere Monateuneingeschränkt sicherzustellen, hieß es beimMineralölwirtschaftsverband (MWV) in Hamburg.

Der Streit zwischen Russland und Weißrussland war im neuen Jahrhochgekocht, weil beide Seiten trotz einer geltenden Zollunioneinander mit Strafzöllen auf Öl belegten. Einen drohenden Lieferstoppfür russisches Gas hatte Weißrussland erst am Silvesterabend um zweiMinuten vor Mitternacht abgewendet, indem es einer Preisverdoppelungauf 100 US-Dollar (77 Euro) je 1000 Kubikmeter zustimmte.

Karte zum Verlauf der «Druschba»-Pipeline von Russland nach Deutschland (Grafik: dpa)
Karte zum Verlauf der «Druschba»-Pipeline von Russland nach Deutschland (Grafik: dpa)
dpa
Deutschlands Abhängigkeit von Energie-Importen. Bedarf an Energierohstoffen (Mineralöl, Erdgas, Steinkohle, Braunkohle, Uran, Wasser-, Windkraft usw. insgesamt und aufgeteilt nach Einfuhren und Eigenförderung 2005 (Grafik: dpa)
Deutschlands Abhängigkeit von Energie-Importen. Bedarf an Energierohstoffen (Mineralöl, Erdgas, Steinkohle, Braunkohle, Uran, Wasser-, Windkraft usw. insgesamt und aufgeteilt nach Einfuhren und Eigenförderung 2005 (Grafik: dpa)
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