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"Merkel-Lexikon" "Merkel-Lexikon" von Andreas Rinke: Diese Details verrät das neue Buch über die Kanzlerin

Von Daniela Vates 05.10.2016, 16:16
Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel. AFP

Berlin - Im letzten Bundestagswahlkampf hat Angela Merkel für sich geworben mit dem Satz: „Sie kennen mich.“ Das war ein erstaunlicher Satz für eine Politikerin, die so wenig von sich preis gibt. Die Zurückhaltung, die kannte man auf jeden Fall. Und natürlich konnte man auch jede Menge Biografien lesen. Beschreibungen der Außenpolitik, Merkel aus religiöser Sicht, Bücher von Fans und von Enttäuschten, von Parteifreunden und von Journalisten. Sie ist darin als Patin, Kanzlermaschine und Phänomen beschrieben worden.

Ein neues Merkel-Buch? Welche Erkenntnis soll da noch dazu kommen? Der Journalist Andreas Rinke hat nun eine andere Form gewählt. Er hat ein „Merkel-Lexikon“ geschrieben, das für sich in Anspruch nimmt „Die Kanzlerin von A-Z“ zu beschreiben, in diesem Fall vom Stichwort Abschottung bis zur Zwei-Wort-Politik à la „Fördern und Fordern“. Es ist eine Ordnungsarbeit, eine Mischung aus Politik und Anekdotensammlung, meist protokollarisch-diskret im Ton, selbst bei Klatsch und Tratsch. Der Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters, der Merkel seit vielen Jahren beobachtet, hat dafür Biografien, Interviews und Reden ausgewertet und den eigenen Notizblock.

Fundgrube für Merkelübersichten

Es ist ein Nachschlagewerk geworden, ein Buch als Stichwortgeber, mit vielen Zitaten, mehr referierend denn bewertend. Eine Zusammenfassung dessen, was so auf dem Markt ist über die Frau, die Deutschland nun seit elf Jahren regiert und sich vermutlich demnächst anschickt, ein viertes Mal als Kanzlerkandidatin ins Rennen zu gehen.

Es ist gut für alle, die mal eben etwas wissen wollen, was Merkel zu Ratingagenturen gesagt hat. Die kurz nochmal nachschlagen wollen, wie ostdeutsch Merkel ist. Es ist eine Fundgrube für schnelle Merkelübersichten – listenaffine Internetseiten werden sich gerne aus dem Buch bedienen. Man erfährt, dass im Kanzleramt vor allem deutscher Wein serviert wird, bei Besuchen von Frankreichs Präsident Francois Hollande aber französischer. Und was ist das Kanzlerinnen-Geheimrezept fürs Durchhalten? Pfefferminztee. Man lernt, dass Merkel kurzsichtig ist und ein Morgenmuffel.

Merkels „Humor“ hätte mehr Zeilen verdient

Man kann nachlesen, welche Affären ihr schon angedichtet wurden, wer ihr den rustikalsten Handkuss gab, dass sie gerne Grünkohl isst und Auto fahren kann, es aber als Kanzlerin höchstens noch auf Waldwegen tut. Man erfährt, wen sie duzt und wen nicht, wo sie badet, dass sie bislang in über 75 Länder gereist ist und gerne Christopher Clarks Buch „Die Schlafwandler“ über das Abdriften Europas in den Ersten Weltkrieg zitiert. Den größten Raum nehmen die Stichworte zur EU und zu Flüchtlingen ein. Manches, wie das Stichwort „Humor“, hätte ein paar mehr Zeilen verdient.

Wann Merkel ihre Kanzlerschaft beendet, darüber gibt das Lexikon keine Auskunft. In ihrem Kanzlerbüro hat Merkel 12 große Schachfiguren stehen, ein Geschenk vom Waldverband, jährlich kommt eine dazu. Insgesamt, merkt Rinke an, hat ein Schachspiel 32 Figuren. Wenn Merkels Ziel sein sollte, das Spiel im Amt zu komplettieren, ist die Frage nach der nächsten Kanzlerkandidatur beantwortet. Und auch nach einigen weiteren.

Rinke, Andreas: Das Merkel-Lexikon. Zu Klampen Verlag, Springe (Springe ist der Ortsname). 447 Seiten, 24,80 Euro.