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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Schwerins OB nach Hungertod von Lea-Sophie abgewählt

27.04.2008, 19:11

Schwerin/dpa. - Der nach dem Hungertod der kleinen Lea-Sophie indie Kritik geratene Schweriner Oberbürgermeister Norbert Claussen(CDU) ist abgewählt worden. In einem Bürgerentscheid votierten amSonntag nach dem vorläufigem Ergebnis 29 149 Wähler gegen denVerwaltungschef. Für die Abwahl notwendig waren 26 772 Stimmen. DieWahlbeteiligung lag bei 44 Prozent, wie die Verwaltung am Abendmitteilte. Damit muss Claussen die Konsequenzen für Zustände imstädtischen Jugendamt tragen.

Dort hatte sich niemand von Amts wegen um das fünfjährige Kindgekümmert, das im November 2007 in einem Krankenhaus gestorben war.Mit der Äußerung, Schwerin habe mit dem Fall «Pech gehabt», hatteClaussen zusätzliche Verärgerung ausgelöst. Später hatte er sich fürdiesen Satz entschuldigt.

Ein früherer Abwahlantrag gegen den verantwortlichen ehemaligenSozialdezernenten Hermann Junghans war dagegen gescheitert. Daskleine Mädchen war in einer Plattenbauwohnung qualvoll verhungert.Die 24 Jahre alte Mutter und der 26 Jahre alte Vater sind wegengemeinschaftlichen Mordes und Misshandlung Schutzbefohlener vor demLandgericht Schwerin angeklagt. Mitte April war der erste Prozesstag.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte das Mädchen übermindestens zwei Monate nicht genug zu essen und zu trinken bekommen.Zum Schluss wog es noch sieben Kilo, weniger als die Hälfte desNormalgewichts für Kinder dieses Alters. Der Aussage eines Polizistenzufolge war der Zustand Lea-Sophies schon auf den ersten Blick«erschreckend». Das Kind sei nicht ansprechbar gewesen, Augen undWangen seien eingefallen gewesen. Ganze Haarbüschel hätten gefehlt.