Kirgistan Kirgistan: Tausende Flüchtlinge sind traumatisiert

Taschkent/Moskau/dpa. - Nach den blutigen Unruhen in Südkirgistan warnen Helfer vor der Gefahr von Seuchen in den Flüchtlingslagern entlang der Grenze zwischen Usbekistan und Kirgistan. «Die Lager sindüberfüllt», sagte Andreas Bründer von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Samstag. Bisher sind nach Schätzungen 100 000 Menschen wegen der Kämpfe zwischen Kirgisen und Usbeken ins benachbarte Usbekistan geflüchtet. «Und noch viel mehr Menschen wollen über die Grenze», sagte der MSF-Landeskoordinator für Usbekistan. Wasser undsanitäre Anlagen reichten vermutlich schon bald nicht mehr aus.
Insgesamt sind nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 400 000 Vertriebene auf der Flucht. «Die Menschen sind stark traumatisiert», sagte der aus Hamburg stammende Bründer. «Sie erzählen schlimme Geschichten.» Viele Flüchtlinge hätten Verletzungen von Macheten oder seien vergewaltigt worden. Psychologen und Gesprächstherapeuten versuchten, den Menschen zu helfen.
Ausgebrochen sind Seuchen bislang noch nicht. Es gebe jedochvereinzelt Berichte über Durchfallerkrankungen, sagte Bründer. «DerImpfstatus vieler Kinder ist nicht bekannt.» Erst vor wenigen Wochenwar im benachbarten Tadschikistan die Kinderlähmung (Polio)ausgebrochen. Die Flüchtlinge in den derzeit 46 Auffanglagern inUsbekistan sind Temperaturen von mehr als 40 Grad ausgesetzt.
Die usbekische Regierung habe die Lager sehr schnell aufgebaut,lobte Bründer. So seien etwa alte Schullager und Traktorenparksgenutzt worden. «Die Leute bekommen zwei- bis dreimal am Tag Essen,es gibt genügend Pflegekräfte und Ärzte.»
Rassenhass ist nach Ansicht der usbekischen Führung nicht der Grund für die blutigen Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken mit etwa 2000 Toten. «Das sind subversive Aktivitäten, die von außen organisiert und gelenkt werden», sagte der autoritäre usbekische Präsident Islam Karimow. Namen nannte er Medienberichten vom Samstag zufolge aber nicht. Ziel der Aufrührer sei, das Nachbarland Usbekistan in den Konflikt im Süden Kirgistans hineinzuziehen, sagte Karimow.
Die kirgisische Übergangsregierung macht den im April gestürztenPräsidenten Kurmanbek Bakijew für die schweren Zusammenstöße in der zentralasiatischen früheren Sowjetrepublik verantwortlich. Deshalb sind bislang etwa 100 000 Usbeken aus Kirgistan in ihr benachbartes Mutterland geflohen. Insgesamt sind schätzungsweise 400 000 Menschen vertrieben worden.
Karimow warnte vor Rache und hastigen Schritten. «Wir werden eine gemeinsame Sprache mit dem kirgisischen Volk finden, mit dem wir seit Jahrtausenden Seite an Seite leben, um seine Probleme zu lösen», sagte der usbekische Staatschef.xxxxxxxxxxx