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Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann: Diese 28-Jährige bietet dem Genossen Sigmar Gabriel die Stirn

Von Karl Doemens 18.12.2015, 17:39

Berlin - Über den Jahreswechsel will sie einen Gang zurückschalten. Nur noch ein Interview. Dann fährt Johanna Uekermann ein paar Tage Ski. Bloß kein neues Öl ins Feuer gießen. Keine neue Schärfe. Das Verhältnis der Juso-Chefin zum Vorsitzenden der Mutterpartei SPD ist angespannt genug. „Dumme Pute“ soll ein Vertrauter von Sigmar Gabriel die 28-Jährige genannt haben. Das ist nicht freundlich, aber vergleichsweise noch harmlos. „Unsere bescheuerte Uekermann stiftet nur Unheil“, hat Johannes Kahrs, der Sprecher des rechten Seeheimer Kreises in der SPD, getwittert: „Die spaltet und kann es nicht.“

Aktueller Auslöser der Wutausbrüche im Gabriel-Lage ist der Auftritt von Uekermann beim SPD-Parteitag, wo sie dem Vorsitzenden für seine Rede ein vergiftetes Lob spendete, um dann anzuschließen: „Aber leider kann ich das nicht in Einklang bringen mit dem, was danach immer wieder passiert.“ Uekermann will den Satz als allgemeinen Hinweis auf das Glaubwürdigkeits-Defizit der SPD gemeint haben. Gabriel fasste ihn als persönlichen Angriff auf seine Integrität auf. Mehrere Präsidiumsmitglieder konnten ihn nicht davon abhalten, ans Mikrofon zu stürmen und mit Uekermann rustikal abzurechnen. Das wiederum gefiel einigen Delegierten gar nicht und drückte sein Wahlergebnis in Richtung 74,3 Prozent.

Unklug aber nicht skandalös

Doch um den Konflikt besser zu verstehen, muss man weiter zurückgehen. Etwa bis zum Herbst 2013. Da kämpfte Gabriel für die große Koalition. Die Jusos forderten ein rot-rot-grünes Bündnis. Die Basis gab Gabriel recht, aber Uekermann warnte: „Das Ergebnis des Mitgliederentscheids ist kein Freifahrschein.“ Seither protestiert die Politikwissenschaftlerin immer wieder gegen die SPD-Linie – sei es in der Griechenlandkrise, bei der Vorratsdatenspeicherung oder beim Freihandelsabkommen TTIP. Dabei spart sie nicht mit persönlichen Angriffen auf Gabriel. Vor dem Parteitag erteilte sie ihm in einem Interview eine „vier minus“, während sie CDU-Kanzlerin Angela Merkel ausdrücklich lobte.

Nun gehört der gezielte Konflikt mit der Parteispitze zur Stellenbeschreibung für den Anführer jeder politischen Jugendorganisation. Das gilt erst recht für die Jusos. Gestandene Genossen fanden Uekermanns Parteitags-Rede daher zwar unklug, aber keineswegs skandalös. Auch SPD-Linke werfen Uekermann jedoch vor, die Nachwuchsorganisation wie eine Art institutioneller Dauer-Opposition in der SPD zu führen. Das mag Uekermanns Prägung in der niederbayerischen Genossen-Diaspora geschuldet sein.

Im Kreistag Straubing-Bogen gehört sie der von ihrem Vater geführten SPD-Fraktion an. Als Bundestagskandidatin 2013 holte sie bescheidene 17,6 Prozent. Politischen Einfluss in der SPD hat der Anti-Kurs den Jusos jedenfalls nicht beschert. Selbst ein linker Bundestagsabgeordneter wie Karl Lauterbach stöhnt: „Die unsympathische Junge Union hilft Merkel zur Top-Beliebtheit, derweil unsere sympathischen Jusos Gabriel diffamieren.“

Im neuen Jahr nun will sich Uekermann um ein klärendes Gespräch mit Gabriel bemühen. Dass es zustande kommt, erscheint im Augenblick wenig wahrscheinlich.