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Irak Irak: Strabag-Manager berichtet von seinen Erfahrungen

Von Steffen Höhne 25.01.2006, 19:11

Halle/MZ. - "Eine Extremsituation", sagt Jungen. "Dennoch konnten in Verhandlungen alle Leute rausgeholt werden". Trotz allem ist für Jungen der Irak das westlichste Land im Mittleren Osten. "Sie hatten ein gutes Bildungssystem und ausgebildete Fachkräfte, davon viele Frauen." In den 80er Jahren lieferten westdeutsche Firmen Waren im Wert von umgerechnet vier Milliarden Euro in den Irak - auch viele DDR-Kombinate verfügten über ausgezeichnete Kontakte.

Durch zwei Golfkriege brach dieser Markt fast komplett zusammen. Nach Angaben des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK) lag der Export 2005 bei rund 280 Millionen Euro. Der Anlagenbauer KSB aus Halle lieferte nach Firmenangaben zuletzt im Jahr 2003 Pumpen in den Irak, mit denen eine US-Firma eine Anlage zur Wasserversorgung baute. "Aufgrund der unsicheren Lage sind die Geschäfte bescheiden geworden", sagt Jochen Clausnitzer, Irak-Experte des DIHK. Nur noch 30 deutsche Firmen sollen im Irak aktiv sein - vorwiegend im sicheren Norden. Vor allem bei der Wiederherstellung von Kraftwerken, dem Aufbau von Infrastruktur und Lieferungen von Krankenhausausrüstung seien die Unternehmen tätig. Nur die wenigsten Firmen sind aber mit eigenem Personal vor Ort. Die zwei in Bedschi nördlich von Bagdad entführten Techniker des sächsischen Anlagenbauers Cryotec gehören zu den Ausnahmen.

"Die Lage ist viel zu gefährlich, um Deutsche vor Ort einzusetzen", meint auch Dorothea Khulusi von der Deutsch-Irakischen Mittelstandsvereinigung. Es seien schätzungsweise noch 100 Deutsche im Land, die meist nur kurzfristig entsandt würden. Für sie habe sich die Situation nach der Entführung von Susanne Osthoff verschärft.

Trotz der schwierigen Situation sehen die Wirtschaftsexperten den Irak zukünftig als potenten Handelspartner. Allein für den Wiederaufbau sind 55 Milliarden Dollar veranschlagt. "Geld für Projekte ist vorhanden", sagte Clausnitzer. Khulusi sieht für Ost-Firmen gute Chancen, an frühere Kontakte anzuknüpfen. Dies sieht auch Jungen so - und verweist auf einen oft zitierten Spruch: "Die Iraker sind die Preußen unter den Arabern."