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Hauptstadtflughafen Hauptstadtflughafen: Es hapert an allen Ecken

Von THOMAS KRÖTER 16.08.2012, 14:15

BERLIN/MZ. - Anfang Juni dieses Jahres sollten die ersten Maschinen vom neuen Hauptstadt-Airport abheben. Doch nun zeichnet sich immer klarer ab: Auch der neueste Eröffnungstermin am 17. März 2013 dürfte eine Wunschvorstellung bleiben.

Am Donnerstag haben die Aufsichtsräte Krisenmanager Horst Amman, frisch aus Frankfurt engagiert, noch ein paar Wochen Zeit gegeben, ehe er sich offiziell erklären muss. Diesmal will man unbedingt auf Nr. Sicher gehen, um nicht eine neue Blamage zu riskieren. Wie inzwischen üblich, tagte das Aufsichtsgremium streng von der Öffentlichkeit abgeschirmt auf der unvollendeten Flughafen-Baustelle. Trotzdem drang die eine oder andere Einzelheit an die Öffentlichkeit. So berichtet das lokale Inforadio, die Eigner hätten sich auf einen Notkredit von rund 430 Millionen Euro verständigt, damit die Flughafengesellschaft nicht pleitegeht.

Nach Schätzungen wird das Projekt nicht 3,1 sondern bis zu 4,3 Milliarden Euro kosten. Dazu trägt nicht nur die Beseitigung technischer Mängel bei. Der Flughafen muss nach einem Gerichtsurteil auch erheblich mehr für den Schutz der Anwohner vor Fluglärm ausgeben als bisher geplant.

An der Gesellschaft sind die Bundesländer Berlin und Brandenburg zu je 37 Prozent beteiligt. Der Bund hält 26 Prozent. Sollte es statt um Kredite um einen Zuschuss gehen, ist Streit programmiert: "Es kann nicht sein, dass Berlin diese Chaos-Kosten auf den Bund abschiebt", sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rainer Brüderle. Der Vizechef der Unionsfraktion, Arnold Vaatz, erklärte: "Solange es bei diesem Delegieren der Verantwortung und dieser Informationspolitik seitens der Mehrheitseigner Berlin und Brandenburg bleibt, darf es kein zusätzliches Geld vom Bund geben."

Je mehr Einzelheiten bekanntwerden, umso rätselhafter wird, wie ernstzunehmende Menschen auf die Idee kommen konnten, den Flughafen am 3. Juni dieses Jahres zu eröffnen. Längst ist klar, dass es keineswegs nur mit dem Brandschutz hapert. Eine Erklärung für das hartnäckige Schließen der Augen könnte in der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im vergangenen September liegen. Der Hauptstadtflughafen war und ist ein Prestigeprojekt des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Die Berliner Zeitung berichtet, Flughafenchef Rainer Schwarz habe dafür gesorgt, dass kritische Informationen den Aufsichtsrat erst nach der Wahl erreichten. Inzwischen steht Schwarz unter Druck. Das wichtigste Argument zu seinen Gunsten: Ein neuer Mann an seiner Stelle könne auch nichts ausrichten. Außerdem sei er für die Leitung des Flughafens der richtige Mann. Auch Wowereit, der dem Aufsichtsrat vorsteht, und der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck stehen im Feuer der Kritik. Aber selbst die Grünen machen dem Bürgermeister zwar Vorwürfe, fordern aber nicht seinen Rücktritt. Renate Künast, ihre Fraktionschefin im Bundestag, macht dunkle Andeutungen über die Einschaltung des nationalen Parlaments.