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Hannover Hannover: GSG 9 befreit alle Geiseln aus Flugzeug

13.02.2009, 07:20
Polizeibeamte einer SEK-Einheit gehen in einer Halle des Flughafens Hannover zu einer Einsatzbesprechung. (FOTO: DPA)
Polizeibeamte einer SEK-Einheit gehen in einer Halle des Flughafens Hannover zu einer Einsatzbesprechung. (FOTO: DPA) dpa

Hannover/dpa. - «Es hateinen Zugriff gegeben, Mitglieder der GSG 9 haben gegen 23.25 Uhr dieMaschine gestürmt», sagte Polizeisprecher Stefan Wittke. DieSpezialkräfte probten bei der Simulation, wie ein von Kriminellengekidnappter Ferienflieger mit 120 Passagieren an Bord ohne größeresBlutvergießen befreit werden kann. 1500 Menschen beteiligten sich ander Übung auf dem Flughafen Hannover. «Ganz gravierende Probleme sind nicht aufgetreten», sagte Wittke am Freitag nach Abschluss der Übung.

Das Zusammenspiel zwischen Flughafen und Einsatzkräften habe nachersten Erkenntnissen gut funktioniert. Alle vier Geiselnehmer seienüberwältig worden. Anschließend wurde die Boeing 737 der TUIflysorgfältig evakuiert, bevor eine halbe Stunde nach Mitternacht undrund elf Stunden Dauer die Aktion auf dem Flughafen am Freitagmorgenabgeschlossen wurde. Es handelte sich laut Polizei um eine der bisherbundesweit größten Übungen mit einer simulierten Geiselnahme. EinSprecher der Polizeidirektion Hannover sagte: «Es ist die größteGeiselnahme-Übung in Norddeutschland.» Heute (Freitag/1100) wollenalle Beteiligten bei einer Pressekonferenz ein Fazit ziehen.

Das Szenario sah vor, dass vier Männer eine Boeing 737 in ihreGewalt brachten. Sie bedrohten die sechsköpfige Besatzung an Bord mitMessern und Schusswaffen. In die Rolle der 120 Passagiere schlüpftenPolizisten und TUI-Mitarbeiter. Mit dem Kapern der Maschine wolltendie Entführer einen inhaftierten Drogenhändler aus der HaftanstaltSehnde freipressen. «Am späten Abend wurde dann eine schwer verletztePassagierin gemeldet», berichtete Polizeisprecher Wittke. «Deswegenwurde der Zugriff angeordnet». Natürlich war auch die gemeldeteschwer verletzte Frau nur Teil des Übungsszenarios.

Die Übung wurde unter möglichst realen Bedingungen durchgeführt.Die meisten Polizeikräfte wussten zwar vorher, dass eine Übungangesetzt war. Unklar war aber, was genau sie erwartete: Es sickertenkeine Details durch, damit die Krisenstäbe ihre Funktionsfähigkeitunter möglichst realen Bedingungen testen konnten. Der Flugbetriebging trotz der Übung am Donnerstag normal weiter.

Geübt wurde die Befreiung von Menschen aus der Hand Krimineller,allerdings ohne terroristischen Hintergrund. Dieser Aufwand war derPolizei zu groß. Denn dann hätten die Sicherheitskreise weltweit bisins Weiße Haus über die Übung informiert werden müssen, sagtePolizeisprecher Wittke.

Auch der ehemalige Kommandeur der Spezialeinheit GSG 9, UlrichWegener, machte sich am Flughafen ein Bild von dem simuliertenEinsatz. Er hatte 1977 die Befreiung von Passagieren und Besatzungder von Terroristen entführten Lufthansa-Maschine «Landshut» auf demFlughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu geleitet. «Ich haltediese Übung für lebenswichtig. Aber es muss noch öfter gemachtwerden», sagte der 79 Jahre alte Anti-Terror-Spezialist, der inSicherheitskreisen als Legende gilt.