1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Glaeseker-Prozess: Glaeseker-Prozess: Christiane Wulff widerspricht ihrem früheren Ehemann

Glaeseker-Prozess Glaeseker-Prozess: Christiane Wulff widerspricht ihrem früheren Ehemann

10.01.2014, 16:19
Die Ex-Frau des Ex-Bundespräsidenten Wulff, Christiane Wulff verabschiedet sich von Justizbeamten des Landgerichts in Hannover.
Die Ex-Frau des Ex-Bundespräsidenten Wulff, Christiane Wulff verabschiedet sich von Justizbeamten des Landgerichts in Hannover. dpa Lizenz

Hannover/dpa. - Der frühere Bundespräsident Christian Wulff muss nach Ansicht seiner geschiedenen Frau von den Urlauben seines Vertrauten Olaf Glaeseker bei dem Partyveranstalter Manfred Schmidt gewusst haben. Wulffs erste Frau Christiane widersprach den Aussagen ihres Ex-Mannes am Freitag im Korruptionsprozess gegen Glaeseker in einem zentralen Punkt.

"Er muss es gewusst haben"

„Er muss es gewusst haben, weil er mir über Herrn Glaeseker noch ein Schreiben übermittelt hat“, sagte sie im Landgericht Hannover auf die Frage, ob Wulff über die Reisen Glaesekers zu dem mitangeklagten Partymanager informiert gewesen sei. Glaeseker, damals Sprecher ihres Mannes, habe ihr das Schreiben kurz kurz darauf im Urlaub ausgehändigt.

Auch im Trennungsgespräch mit ihrem Ex-Mann habe sie in Glaesekers Gegenwart eine Urlaubs-Einladung Schmidts erwähnt und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie diese annehmen werde: „Deshalb gehe ich auch davon aus, dass er davon wusste.“ Christiane Wulff hat mindestens zweimal auf Einladung Schmidts auf dessen spanischer Finca übernachtet und beim dritten Urlaub mit den Glaesekers einen Tagesausflug dorthin gemacht.

Christian Wulff, damals niedersächsischer Ministerpräsident, erhält von einer Unternehmergattin einen Privatkredit über 500 000 Euro zum Kauf eines Hauses.

Wulff antwortet auf eine Anfrage im niedersächsischen Landtag, er pflege keine geschäftlichen Beziehungen zu dem Unternehmer. Den Kredit verschweigt er.

Die „Bild“-Zeitung berichtet erstmals über Wulffs Hauskauf-Finanzierung. Zuvor hatte Wulff, inzwischen Bundespräsident, auf der Mailbox von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann mit Konsequenzen gedroht, falls die Geschichte erscheint.

Wulff bedauert in einer schriftlichen Mitteilung, den Hauskredit im Landtag nicht erwähnt zu haben.

Wulff entschuldigt sich öffentlich für die entstandenen Irritationen. Zugleich entlässt er seinen Sprecher Olaf Glaeseker.

Die Staatsanwaltschaft Hannover beantragt die Aufhebung der Immunität Wulffs, um Ermittlungen führen zu können.

Wulff erklärt seinen Rücktritt. Die Staatsanwaltschaft beginnt wegen möglicher Vorteilsannahme zu ermitteln. Es geht um zwei Urlaube auf Sylt und einen Oktoberfest-Besuch mit Hotelübernachtung 2008, die der Filmproduzent David Groenewold zunächst für Wulff bezahlt haben soll.

Kriminalbeamte und ein Staatsanwalt durchsuchen Wulffs Wohnhaus in Großburgwedel bei Hannover.

Neue Vorwürfe werden bekannt. Wulff soll sich als Ministerpräsident dafür eingesetzt haben, der Versicherungswirtschaft Vorteile zu verschaffen. 2008 verbrachten die Wulffs ihre Flitterwochen im Haus eines Versicherungsmanagers in Italien.

Die Flitterwochen in Italien rechtfertigen keine Ermittlungen wegen Vorteilsannahme, teilt die Staatsanwaltschaft mit.

Die Wulffs haben sich getrennt, wie der Anwalt der Eheleute bestätigt.

Die Staatsanwaltschaft bietet Wulff an, dass Verfahren gegen 20 000 Euro Geldauflage einzustellen. Sie führt die Ermittlungen inzwischen nicht mehr wegen Vorteilsannahme, sondern wegen Bestechlichkeit. Groenewold wird eine Verfahrenseinstellung gegen Zahlung von 30 000 Euro angeboten.

Wulffs Anwälte erklären, dass ihr Mandant das Angebot ablehnt. Sie fordern, das Verfahren ohne Auflagen einzustellen.

Die Staatsanwaltschaft klagt Wulff wegen Bestechlichkeit und den Filmproduzenten David Groenewold wegen Bestechung an. Das Verfahren wegen der Finanzierung der Sylt-Urlaube stellen die Ermittler mangels Tatverdachts ein.

Das Landgericht Hannover eröffnet ein Hauptverfahren gegen Wulff und reduziert den Vorwurf wieder auf Vorteilsannahme.

Das Landgericht eröffnet auch gegen Wulffs früheren Sprecher und vetrauten Glaeseker ein Hauptverfahren wegen Bestechlichkeit.

Der Prozess gegen Wulff beginnt.

Der Prozess gegen Glaeseker beginnt. Er geht auf Distanz zu Wulff und versichert, er habe nichts ohne Wissen seines früheren Dienstherrn getan.

Der Vorsitzende Richter Frank Rosenow regt eine Einstellung des Verfahrens gegen Wulff an.

Wulff hatte 2012 bei der Staatsanwaltschaft erklärt, nichts von den Besuchen in Spanien und Frankreich sowie Glaesekers Freundschaft mit Schmidt und dessen Besuchen gewusst zu haben. Er ist für den 10. Februar als Zeuge im Glaeseker-Prozess geladen. Zwei Wochen später soll auch der derzeitige EU-Energiekommissar Günther Oettinger aussagen. Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und Wulff waren Schirmherren der Lobbyveranstaltung Nord-Süd-Dialog, die im Zentrum des Prozesses steht.

Sabine Christiansen als Zeugin geladen

Einen Tag später ist die ehemalige Tagesthemen-Moderatorin und TV-Talkerin Sabine Christiansen als Zeugin geladen. Von der Befragung erhofft sich das Landgericht Informationen zum Nord-Süd-Dialog, der von 2007 bis 2009 veranstaltet wurde. Geklärt werden soll auch, wie nahe sich Glaeseker und Schmidt stehen. Sie hatten die Einladungen auf ihre enge Freundschaft zurückgeführt.

Glaeseker soll Schmidt bei der Sponsorensuche für die Promi-Party geholfen und dafür laut Anklage Gratis-Urlaube plus Flüge erhalten haben - im Wert von rund 12 000 Euro. Glaeseker wird Bestechlichkeit vorgeworfen, Schmidt muss sich wegen Bestechung verantworten.