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G-8-Gipfel G-8-Gipfel: Wurden Gefangene in «Käfigen» gehalten?

08.06.2007, 16:57

Rostock/dpa. - Die Vorwürfe sind massiv: G8-Gegner in Polizeihand, die wie in «Käfigen» gehalten würden. Das Licht brenneTag und Nacht. Es gebe nur wenig zu essen und trinken. Den Anwältenfestgehaltener Demonstranten zufolge herrschen in den«Gefangenensammelstellen» zum G8-Gipfel skandalöse Zustände. DiePolizei-Sondereinheit Kavala hüllt sich in Schweigen - nur so viel:Von «Käfigen» könne nicht die Rede sein, im übrigen würden die zusolchen Anlässen üblichen Standards eingehalten.

Freitagnachmittag, ein tristes Gewerbegebiet im Norden Rostocks.Hinter einem grünen Zaun mit blauem Sichtschutz erstreckt sich einelange Lagerhalle. Hier befindet sich eine «Gesa», wie dieGefangenensammelstellen bei der Polizei heißen. Beamte bewachen denEingang. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, sitzt eine HandvollG8-Gegner. Sie halten eine «Mahnwache». Es ist heiß, dieDemonstranten schützen sich mit einer Plane vor der Sonne. Auf einemStofflaken hinter ihnen ist zu lesen: «Knüppel, Tränengas,Wasserwerfer! Sperrt Polizei-Rambos hinter Gitter!» Ein 22-Jährigersagt: «Wir wollen solidarisch sein mit den Gefangenen.»

Die Düsseldorfer Anwältin Gisela Dapprich vom RepublikanischenAnwälteverein hat Dutzende von festgehaltenen G8-Gegnern betreut. In25 Quadratmeter großen «Käfigen» seien bis zu 20 G8-Gegnerunterbracht, eine Kamera sei die ganze Zeit auf sie gerichtet - unddie Festgehaltenen seien größtenteils unschuldig. Eine Sonnenbrille,eine Mütze oder Kapuze hätten bereits ausgereicht, um in dievergitterten Sammelzellen zu kommen, es habe sogar «massenhafteVerschleppungen» gegeben. Und als ein G8-Gegner mit dem Rad an der«Sammelstelle» vorbeigefahren sei und ein Foto gemacht habe, hättenihn die Polizisten gleich geschnappt und reingebracht.

Dapprichs Kollege Henning Kuhlmann sagt, sein Mandant sei zurfalschen Zeit am falschen Ort gewesen, als die Polizei Leute«eingesammelt» habe. Einmal im Polizeigewahrsam, könnten die G8-Gegner nur schwer Kontakt mit Anwälten aufnehmen, sagt Dapprich. Auchüber Nacht seien Demonstranten festgehalten worden, bis sie vor denRichter kamen.

Ein Sprecher der Polizei-Sondereinheit Kavala wollte zu deneinzelnen Vorwürfen der Anwälte keine Stellung nehmen. Betroffenekönnten sich beschweren, die Standards für solche«Gefangenensammelstellen» - wie etwa auch bei Castor-Transporten,seien eingehalten worden.

Wolfgang Grenz von der Menschenrechtsorganisation amnestyinternational hat die Sammelzellen vor dem G8-Gipfel begutachtet. Sieseien natürlich nicht schön, aber die Festgehaltenen seien dort janur für eine kurze Zeit - er habe die Zellen als nicht dramatischangesehen. Sie hätten zwar die Form eines Käfigs - ein möglicherVergleich mit dem US-Militärgefängnis Guantánamo aber sei «völligdaneben». Auch Grenz ist zu Ohren gekommen, dass Anwälte nicht zuihren Mandanten in den «Gesas» zugelassen worden seien und dass dieRäume auch nachts beleuchtet sein sollen. Grenz: «Das wären dannschon zwei gravierende Punkte.»