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Für den Erfolg braucht es auch Phantasie

Von ECKHARD JÄCKEL 15.01.2010, 20:03

HALLE/MZ. - Und für dieses Jahr will er weder eine Prognose wagen, noch bestimmte Branchen oder Werte empfehlen, die Aussicht auf Zuwächse versprechen. Der einzige Tipp des Börsenkenners, der das Spiel vom Start im Jahr 2001 an organisiert und kommentiert, lautet: "An den kleineren Werten orientieren". So habe sich als Beispiel der M-Dax der mittelgroßen Werte in letzter Zeit stärker entwickelt als der Dax, der die Schwergewichte der Wirtschaft verkörpert. An Rengers Seite arbeitet der Wirtschaftsinformatiker Kai Zürnstein als technischer Betreuer.

Auch Prof. Rüdiger Pohl, der den Lehrstuhl Geld und Währung an der Uni Halle leitet, hält sich mit Prognosen zurück. Der langjährige Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle räumt sogar freimütig ein, dass er die starke Erholung des Aktienmarktes im Lauf des vergangenen Jahres niemals erwartet hätte. Ebenso wenig die Tatsache, dass die tiefste Krise in der deutschen Nachkriegsgeschichte so rasch in einen moderaten Aufschwung übergeht, wie derzeit zu beobachten.

"Das lehrt: Man kann sich nicht auf allgemeine Urteile verlassen", sagt Pohl und rät den Spielteilnehmern, auch ein kleines Stück weit ihrer Intuition zu folgen, Phantasie zu entwickeln und durchaus ein wenig zu "zocken". "Natürlich ist es wichtig, sich umfassend zu informieren." Dafür biete die bevorstehende Berichtssaison der Unternehmen gute Möglichkeiten. "Aber man sollte nicht jeder Information trauen, weil auch immer Interessen dahinter stecken", mahnt Pohl. Wie plausibel Informationen sind, müsse jeder für sich selbst bewerten. "Das Gute am Börsenspiel ist, dass Fehlentscheidungen nicht mit finanziellen Verlusten bestraft werden. Da kann man Erfahrungen sammeln und etwas lernen", lobt Pohl das Spiel, das sein 2008 verstorbener Kollege Prof. Reinhart Schmidt erfunden und in Mitteldeutschland etabliert hatte.

Generell wünscht sich Pohl, dass die Aktienkultur in Deutschland nach den schweren Rückschlägen Anfang des Jahrzehnts und im Jahr 2008 wieder auflebt. "Börse ist nicht per se Kasinokapitalismus". Dieser Eindruck sei durch die Auswüchse an den Märkten entstanden. Aber man müsse die Börse wieder als notwendiges und wichtiges Finanzierungsinstrument für Fortschritt begreifen. "Innovation braucht Risikokapital", betont Pohl und will dabei die Übernahme von Risiken keineswegs mit Spielermentalität gleichgesetzt wissen.