Petry und Le Pen Frauke Petry und Marine Le Pen: Spitzen der Rechtsparteien AfD und Front National treffen sich

Berlin - Da ist das Bild von AfD-Chefin Frauke Petry neben dem von Marine Le Pen, Vorsitzende des Front National in Frankreich, zu sehen. Und das des nordrhein-westfälischen AfD-Chefs Marcus Pretzell neben dem des Niederländers Geert Wilders. „In Koblenz versammeln sich die Spitzenpolitiker des neuen Europa“, heißt es im Ankündigungsschreiben. Und weiter: „Sie stehen kurz davor, in ihren Ländern die Regierungsverantwortung zu übernehmen.“
Der Initiator für dieses Treffen von Spitzenvertretern der Rechtsausleger europäischer Parteien am 21. Januar in der Rhein-Mosel-Halle ist Pretzell, der Parteichefin Frauke Petry Ende vergangenen Jahres geheiratet hat. Er hat zu dem Kongress der Fraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“ (ENF), deren Mitglied er ist, eingeladen. Die Idee dahinter ist offenbar, dass Petry sich auf diese Weise gemeinsam mit Le Pen und Wilders als Speerspitze derer profilieren kann, die mit Wahlkämpfen gegen die Institutionen der EU Stimmen gewinnen wollen.
Front National nicht rechts genug für die AfD
Doch nicht alle in der AfD sind begeistert. Die Gegner des Treffens kritisieren allerdings nicht etwa, dass ihnen der Front National als Partner zu rechts sei – sondern zu links. „Ich finde, der FN passt überhaupt nicht zu uns“, sagte der Berliner Parteichef Georg Pazderski der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Der FN ist eigentlich eine sozialistische Partei. Ich persönliche habe Vorbehalte.“ Auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Alexander Gauland äußerte sich kritisch.
Petry ist im Bundesvorstand der AfD weitgehend isoliert, hat aber viele Anhänger an der Parteibasis. Ihren Gegnern um Co-Parteichef Meuthen, Gauland, aber auch den Thüringer Björn Höcke ist es nicht gelungen, Petry entscheidend in die Defensive zu bringen. Durch Pretzell hat Petry zudem den mitgliederstarken NRW-Verband verlässlich auf ihrer Seite. Der Erhalt dieser Hausmacht für die Parteichefin dürfte ein wesentlicher Grund sein, warum Pretzell für den Landtag und nicht für den Bundestag kandidiert. „Sie machen, was sie wollen“, sagt einer aus dem Kreis derer, die das Duo Petry und Pretzell kritisch sehen. „Im Moment können sie sich das leisten.“
Journalisten werden ausgeschlossen
Denn nicht wenige Mitglieder sind genervt von den Streitereien in der Parteiführung – und schreiben die Verantwortung für diese spätestens seit dem zeitweisen Auseinanderbrechen von Meuthens AfD-Fraktion in Baden-Württemberg eher ihren Gegnern zu. Klar ist: Die Zerwürfnisse sind mehr menschlich als inhaltlich geprägt – es geht um Macht und ausgeprägte Antipathien.
Aus seiner Antipathie gegenüber zahlreichen Medienberichterstattern macht Kongress-Veranstalter Pretzell übrigens keinen Hehl. Er verweigerte den „GEZ-Medien“, also allen öffentlich-rechtlichen Sendern, die Akkreditierung zum Kongress, außerdem mehreren Zeitungs- und Magazinjournalisten, die viel über die AfD berichten. Pretzell warf ihnen unfaire Berichterstattung vor. Lediglich eine Pressekonferenz soll auch für sie zugänglich sein. ARD und ZDF protestierten. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, sagte: „Wenn die Parteiengruppe Europa der Nationen und der Freiheit des Europaparlaments eine Konferenz durchführt, ist das kein privates Treffen im Wohnzimmer.“ Da dürften Journalisten nicht außen vor sein.
Ausgeschlossen hat Pretzell übrigens auch das rechtspopulistische Magazin Compact. In Parteikreisen war zu vernehmen, dies habe damit zu tun, dass Pretzell das Magazin im Machtkampf in der AfD als Werkzeug seiner Gegner begreife.