Flüchtlinge Flüchtlinge: «Irakische Mafia» schleuste Kurden
Saint-Raphael/dpa. - Die 908 Flüchtlinge, darunter 300 Kinder, mussten nach Angaben der Behörden acht Tage lang «eingepfercht in den Laderäumen und unter erbärmlichen hygienischen Bedingungen» stehend ausharren. Drei Frauen brachten während der Fahrt ihre Babies zur Welt. «Eine Woche haben wir hungrig im Laderaum verbracht. Es war fürchterlich», sagte ein Kurde.
Die ersten 30 Menschen, die an Land geschwommen waren, hatten an der Tür eines Hauses geklingelt «Nach einer Woche im Dunkeln waren sie ganz benommen. Sie sahen fast aus wie Zombies», sagte eine Französin aus Boulouris. 14 Kinder und ältere Flüchtlinge wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die Fahndung der französischen Polizei nach der Besatzung der «East Sea» verlief zunächst erfolglos.
«Die Leute wurden für 200 bis 300 Dollar pro Person über die irakische Grenze in die Türkei gebracht», sagte der stellvertretende Chef der französischen Grenzpolizei, Daniel Chaz, am Sonntag in Frejus. Dort seien sie dann von einer anderen irakischen Schlepper- Gruppe übernommen worden. In der Türkei wurden die Kurden von den irakischen Schleusern erst zehn bis zwölf Tage lang auf abgelegenen Bauernhöfen verborgen gehalten und dann am 10. Februar an der türkischen Küste in die Laderäume des Frachters gezwängt. Sie mussten während der einwöchigen Überfahrt mit nur wenig Wasser und Keksen auskommen.
Am Sonntag wurde ein Beiboot der «East Sea» leer und zerhackt unweit der Stelle gefunden, an der die irakischen Kurden am Vortag gestrandet waren. Kapitän und Besatzung hatten das Boot zur Flucht benutzt. Der 50 Meter lange Frachter sank bei einem Abschleppversuch in tiefere Gewässer vor der Küste von Cannes. Das Schiff hatte ein Leck und war in schlechtem Zustand. Die Behörden leiteten ein Ermittlungsverfahren ein, unter anderem gegen den irakischen Reeder des Schiffes.
Die entkräfteten Kurden, die keine Ausweispapiere haben, stammten alle aus einer irakischen Ortschaft. Sie seien vor über zwei Monaten dort aufgebrochen «und wussten nicht, wohin in Europa die Reise geht», sagte Arbeitsministerin Elisabeth Guigou. Die Schiffspassage habe 1500 Dollar pro Kind und 3000 bis 4000 Dollar für jeden Erwachsenen gekostet.