1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Extra: Extra: Familienpolitik und Spreewälder Fließe

Extra Extra: Familienpolitik und Spreewälder Fließe

Von Bettina Grachtrup und Thomas Kunze 06.07.2002, 17:55

Potsdam/Cottbus/dpa. - Merkel - in grünem Blazer und schwarzer Hose - widmet sich vorallem der Familienpolitik und verspricht, dass sich nach einemWahlsieg der Union Leistung wieder lohnen wird. Eine junge Mutter mitneun Monate altem Kind zeigt sich denn auch angetan vom CDU-Familienkonzept. Es sei für sie schwer, einen Kita- Platz zubekommen. Ein CDU-Mann und Unternehmer aus Potsdam konstatiert: «Einbisschen zahm das Ganze.» Ihm habe in Merkels Rede die Außenpolitikgefehlt. So würde er gern wissen, ob die Union nach einem Wahlsiegden «Kadavergehorsam» der jetzigen Bundesregierung gegenüber den USAfortzusetzen gedenke.

Merkel schüttelt - stets freundlich und verbindlich - viele Händeund wird beim Spaziergang durch die Einkaufsmeile immer wiederangesprochen. Einer Ausländerin, die - obwohl seit zehn Jahren miteinem Deutschen verheiratet angeblich nicht die deutscheStaatsbürgerschaft erhält, wofür sie die CDU verantwortlich macht,rät sie, die zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete aufzusuchen. AmEnde läuft die CDU-Chefin noch einer Busladung CSU-Mitglieder in dieArme und muss mit aufs Foto.

Auch im Spreewald-Hafen von Lübben zücken Touristen ihre Kameras,als Merkel dort am Nachmittag eintrifft. Vier kleine Kinder inniedersorbischer Festtagstracht reichen der ihr fremden Dameschüchtern zur traditionellen Begrüßung Brot und Salz. «Das ist jaein richtiger Hochleistungskahn», bemerkt die Politikerin, als sie indas schwarze, wackelige Gefährt aus Holz steigt, auf dem schon dieGurken-Rationen bereit stehen. «Hallo Frau Merkel», ruft ihr einKnirps von einer Brücke aus zu, die Angesprochene winkt zurück.

Auf der eineinhalbstündigen Fahrt erfährt die Politikerin von demredseligen Kahnfährmann, dass der Spreewald 300 Fließe hat und beiden Mücken nur die Weibchen stechen, «blutrünstig wie die sind». «Unddas Problem mit dem Wassermangel?», fragt Merkel, und der Fährmannholt zur Erklärung aus. Der CDU-Direktkandidat für den Bundestag,Jürgen Lüth, erzählt, dass gerade die Junge Union in Lübben vieleMitglieder habe, was Merkel mit einem «sehr schön» zur Kenntnisnimmt.

Die entgegen kommenden Wasserwanderer bemerken die bekannte Frauauf dem Kahn manchmal erst auf den zweiten Blick. Ein Kahntouristhebt zum Gruß die Bierflasche. Ein Bäcker wirft ihr vom Ufer aus einBrot in den Kahn, der kurz danach an einer Gaststätte anlegt. BeiKaffee und Kuchen gibt Merkel gut gelaunt Autogramme. EinAbschiedsfoto kommt zum Schluss, bevor sich die Politikerin mit einem«Tschüß» auf macht zur nächsten Station: das sächsische Kamenz.