Ebola-Epidemie Ebola-Epidemie: Virologe fordert Sicherheitskonzept für Helfer

Halle (Saale) - Leipzig ist nach Ansicht des halleschen Virologen Alexander Kekulé gut für die Behandlung von Ebola-Erkrankten gerüstet. „Dass der jüngste Patient nach Leipzig gekommen ist, ist ja kein Zufall“, sagt der Direktor des Institutes für Mikrobiologie an der Universität Halle. Das Behandlungszentrum im Leipziger Klinikum St. Georg hatte sich dazu bereiterklärt, den nächsten Patienten, der nach Deutschland kommt, aufzunehmen. Zuvor waren bereits in Hamburg und Frankfurt (Main) Patienten aufgenommen worden.
Für die Mitarbeiter sieht Kekulé keine Gefahr. „Wir haben kein Risiko wie in Spanien. Die Mitarbeiter werden monatlich geschult, vorgeschrieben ist vierteljährlich“, sagt er. Deutschland sei zudem besser auf Patienten mit hochinfektiösen Krankheiten wie Ebola vorbereitet als jedes andere Land in Europa. „In den sieben Zentren sind 25 bis 30 Plätze sofort verfügbar. Jährlich könnten so bis zu 300 Patienten behandelt werden.“
Patienten bringen auch Vorteile
Demnach gehe er auch davon aus, dass noch weitere Patienten aus Afrika kommen werden. Allerdings sieht er darin auch einen Vorteil, der zunächst paradox erscheint. „Es erhöht die Sicherheit, wenn wir Patienten behandeln“, sagt er. Immerhin habe es noch nie vorher Ebola-Patienten in Deutschland gegeben, nun könne man Erfahrungen sammeln, wie diese Erkrankung intensiv-medizinisch behandelt werden könne und „das Richtige zu tun“.
Fieberkontrollen an Flughäfen hält Kekulé hingegen für unsinnig, zumal es keine Direktflüge aus Westafrika nach Deutschland gebe. „Solche Kontrollen erzeugen eine Scheinsicherheit.“ Viel wichtiger sei etwas anderes, vor allem auch im Hinblick auf die bevorstehende Grippe-Saison, weil sich die Symptome ähneln: „Es müssen diesen Herbst zwei Fragen zum Standardrepertoire von Ärzten werden: Es muss zum einen gefragt werden, ob der Patient kürzlich in Afrika war, zum anderen aber auch, ob er zu Personen Kontakt hatte, die kürzlich dort waren“, mahnt er.
Die Ansteckung erfolge normalerweise per Schmierinfektion, beispielsweise über engen Kontakt mit Blut, Erbrochenem oder Urin. In Afrika selbst könne es wegen des Klimas und der „suboptimalen Bedingungen“ aber auch über das Einatmen aus kurzer Distanz zu einer Ansteckung kommen. So sei es nicht unüblich, dass Angehörige erkrankte Menschen vor den Stationen ablegten. Dass sich Helfer infizieren, sei kaum verwunderlich. „Deshalb brauchen wir ein Sicherheitskonzept für alle deutschen Helfer, das über jenes von ,Ärzte ohne Grenzen’ hinausgeht“, sagt er. Provokativ formuliert er es als „Rundum-sorglos-Paket“, das auch eine garantierte Rückholung einschließen müsse.
Flughunde gelten als Überträger
Die epidemie-artige Ausbreitung des Ebola-Virus in Westafrika ist auch für Experten wie Alexander Kekulé überraschend gekommen. „In Zentralafrika gibt es immer wieder Ausbrüche, die aber lokal bleiben und schnell beendet werden. In Westafrika ist es aber zum ersten Mal aufgetreten.“ Als Überträger gelten infizierte Flughunde, die den Menschen Westafrikas als wichtigste Proteinquelle dienen. Das Virus sei seit „Patient Null“ im Dezember 2013 bereits extrem mutiert. „Weil es an den Wirt Mensch aber nicht angepasst ist, weiß es nicht, welche Zellen es angreifen soll. Deshalb greift es nahezu alle Körperzellen an, befällt die Organe und tötet in kurzer Zeit“, beschreibt Kekulé, weshalb das Virus so gefährlich ist. Eine generelle Therapie wie bei einigen anderen Viren gebe es nicht. (mz)