Drogen- und Suchtbericht 2014 Drogen- und Suchtbericht 2014 : "Teufelsdroge" Crystal breitet sich aus
Berlin - Wenn die Bundesbeauftragte Marlene Mortler heute in Berlin den Drogen- und Suchtbericht 2014 vorstellt, dürfte Crystal Meth eines ihrer großen Sorgenthemen sein: Die gefährliche Modedroge breitet sich immer weiter aus, der Konsum geht in die Höhe. Eine „Teufelsdroge“ nannte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) kürzlich die meist in tschechischen Hinterhoflabors zusammengebraute Eiskristallen ähnliche Chemikalie.
Vor allem in Sachsen gehen die Zahlen der Drogenfunde und der zu behandelnden Drogenkonsumenten deutlich in die Höhe: 2009 waren es laut Landesregierung noch zwei Kilo, 2013 schon 15 Kilogramm, die von Zoll und Polizei entdeckt wurden. Die Zahl der stationären Behandlungen von Crystal-Konsumenten stieg im gleichen Zeitraum von 102 auf 681.
Sachsen will deshalb Hilfe von der Bundesregierung. Mehr Fahndungsdruck auf die Dealerszene und eine bundesweite Aufklärungskampagne seien dringend nötig, fordert die Dresdner Landesregierung seit längerem.
Crystal sei längst keine Randerscheinung im Grenzgebiet Sachsens und Bayerns nach Tschechien, meint die Dresdner Gesundheitsministerin Christine Clauß (CDU). Der Konsum der Designerdroge breite sich aus und habe längst auch die Mitte der Gesellschaft erreicht. Der spektakulärste Fall ist wohl der des Mainzer SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft. Er steht im Verdacht, sich die synthetische Droge gekauft zu haben.
Simpel in der Herstellung
Crystal gilt als besonders gefährlich, weil es rasch abhängig macht und die Gesundheit seiner Konsumenten zügig und besonders systematisch zerstört. Die Droge ist simpel herzustellen und mit 80 Euro pro Gramm vergleichsweise billig zu haben, Polizei und Zoll greifen immer mehr aus Tschechien eingeschmuggelte Päckchen ab. Allein im Nachbarland soll es schon über 30000 Abhängige geben. Nach Einschätzung von Drogenexperten ist Crystal deutlich gefährlicher als Kokain. Es hebt kurzfristig Stimmung und Leistungsfähigkeit, was dazu geführt hat, dass nicht nur Partygänger das Zeug nehmen, um bis zum Morgengrauen durchmachen zu können. Sondern auch gestresste Handwerker, Schüler oder alleinerziehende Mütter, denen der Alltag über den Kopf wächst. Aber ab Erstkonsum, so warnen Fachleute, ruiniert Crystal die psychische und physische Gesundheit. Es verunstaltet zudem die Konsumenten, ätzt Schleimhäute weg und lässt Zähne ausfallen.
Wie weit die Droge sich hierzulande ausgebreitet hat, zeigten Abwasserstichproben im vor einigen Wochen vorgelegten „Europäischer Drogenbericht 2014“. Danach sind in Dresden die Rückstände von Crystal Meth im Abwasser verglichen mit 42 anderen untersuchten europäischen Städte besonders hoch. Nur tschechische Städte wie Prag und Budweis weisen noch höhere Werte auf.
Methamphetamin, so der wissenschaftliche Name des Stoffes, wurde in Deutschland in den 1930er Jahren erfunden. Wehrmachtssoldaten haben das Stimulantium, das unter dem Namen Pervitin verfügbar war, im Krieg eingenommen haben, um länger wach und kampffähig zu bleiben.