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Donald Trumps Mauer Donald Trumps Mauer: Ein Schlag ins Gesicht des Nachbarn Mexiko

05.06.2017, 11:17
Die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko in Tijuana
Die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko in Tijuana GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Washington - Während Mexikos Außenminister Luis Videgaray und Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo in Washington mit einer hochrangigen US-Delegation über die Zukunft der Beziehungen beider Länder beraten, macht Präsident Donald Trump per Dekret den Weg zum Bau der umstrittenen Grenzmauer frei. Die Mexikaner setzen noch auf einen offenen Dialog, da schafft Trump schon Fakten.

Seine Anhänger dürften von der nassforschen Art des US-Präsidenten begeistert sein, Mexiko hat er erneut damit brüskiert. Schon früh hatte sich Trump auf das Nachbarland eingeschossen. „Mexiko schickt uns nicht die Besten. Es schickt Menschen, die viele Probleme haben. Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger“, sagte er. Und: „Mexiko ist nicht unser Freund.“

Peña Nieto für Trump-Treffen kritisiert

Noch im Wahlkampf streckte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto die Hand aus und lud Trump nach Mexiko ein. Der dankte es im nicht. Nach den Gesprächen im Präsidentenpalast schwadronierte er vor der versammelten Hauptstadtpresse wieder von seiner Mauer. Peña Nieto stand neben ihm und schaute gequält drein. Für die Einladung musste er in Mexiko reichlich Prügel einstrecken.

Nach Trumps Wahlsieg versuchten es die Mexikaner erneut mit Geduld und warmen Worten. Er wolle keine Konfrontation mit der US-Regierung, sondern einen offenen Dialog, sagte Peña Nieto kürzlich. „Den Vereinigten Staaten nutzt es, wenn es Mexiko gut geht und Mexiko nutzt es, wenn es den USA gut geht.“ Immer wieder beschwor er die gemeinsame Geschichte, die vielfältigen kulturellen Gemeinsamkeiten und die milliardenschweren wirtschaftlichen Beziehungen.

Donald Trump poltert weiter

Es hat alles nichts genutzt: Während Videgaray und Guajardo am Mittwoch in einer zehnstündige Marathonsitzung mit dem Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, Trumps Schwiegersohn und engem Berater Jared Kushner, Trumps Chefstratege Stephen Bannon und dem Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn nach Anknüpfungspunkten für eine gemeinsame Zukunft der Nachbarländer suchen, poltert Trump draußen drauf los.

Erst gibt er ABC ein Interview, in dem er seine Mauerpläne bekräftigt und Mexiko dafür zur Kasse bitten will. Dann unterzeichnet er im Heimatschutzministerium ein Dekret, das den Weg für das umstrittene Projekt frei macht. Und zum Schluss lässt er sich auf einer Pressekonferenz für seinen Husarenritt feiern. Die Mexikaner wissen gar nicht so recht, wie ihnen geschieht.

Präsident wird für Schwächling gehalten

In der kommenden Woche will sich Peña Nieto mit Trump treffen. Da muss er eine bessere Figur abgeben als bei der letzten Begegnung im Sommer in Mexiko. Peña Nieto ist so unbeliebt wie noch nie, nur noch zwölf Prozent der Mexikaner bescheinigen ihm eine gute Regierungsführung. Im Umgang mit den USA halten ihn viele für einen Schwächling.

Schon werden Stimmen laut, er solle auf das Treffen verzichten, um wenigstens ein wenig Würde zu bewahren. „Ich glaube, Peña sollte seinen Besuch in Washington absagen“, sagt der ehemalige Außenminister Jorge Castañeda.

„Beleidigung für Mexiko"

Die frühere First Lady und mögliche Präsidentschaftskandidatin Margarita Zavala sagt: „Die Ankündigung der Mauer vor dem Besuch von Peña Nieto ist eine Beleidigung für Mexiko. Man sollte den Besuch überdenken.“

Mexikos Präsident steckt in einem Dilemma. Er muss Trump ein wenig Contra geben, um nicht vollends den Respekt seiner Landsleute zu verlieren. „Ich bedauere und missbillige die Entscheidung der US-Regierung, den Bau einer Grenze fortzusetzen, die uns seit Jahren mehr teilt als eint“, sagt er in einer Fernsehansprache am Mittwoch.

Ganz die Tür zuschlagen kann er aber auch nicht, dafür sind die Vereinigten Staaten für Mexiko zu wichtig. Über weitere Schritte will er entscheiden, wenn ihm sein Außen- und sein Wirtschaftsminister vom Treffen im Weißen Haus Bericht erstattet haben.

„Mexiko bekräftigt seine Freundschaft mit dem Volk der Vereinigten Staaten und seine Bereitschaft zu Verträgen mit der Regierung“, sagt der Präsident in Richtung USA. Und dann noch für seine Landsleute: „Verträge zum Nutzen von Mexiko und der Mexikaner.“ (dpa)