Sympathien zwischen Politikern Das sind die "Traumpaare" der deutschen Politik

Berlin - Die CSU wirft der SPD Krabbelgruppen-Niveau vor. Die Sozialdemokraten kündigen an, der Union „in die Fresse“ zu geben und befinden im Übrigen, Angela Merkel fehle es an Führungskraft. Aber Politik geht auch in nett. Über neue und überraschende Verbindungen, die mal spontan sind, mal strategisch und ab und zu dazu führen, dass einer beim anderen einzieht.
Claudia Roth und Angela Merkel
So ist es, wenn Grüne und CDU verhandeln: Da kann es schon mal sein, dass eine wirbelnde Claudia Roth eine schreckensstarre Angela Merkel umarmt. Extrovertiertheit trifft Verschlossenheit, wobei der Schrecken Merkels wohl weniger auf Roth zurückzuführen war, sondern darauf, dass die FDP da gerade nach wochenlangen Verhandlungen die Jamaika-Sondierungen hatte platzen lassen. Erschöpfung und Enttäuschung machte sich breit bei denen, die zurückblieben. Und ein Gemeinschaftsgefühl, das stärker war als in der gesamten Regierungszeit. Offenheit für die Grünen hat Merkel allerdings schon früher gezeigt als andere in der CDU – und als die CSU sowieso. Dass Roth in der plötzlich FDP-freien Zone sogar den CSU-Mann mit der ausgeprägtesten Grünen-Phobie, Alexander Dobrindt, umarmt habe, hat bisher nur Jens Spahn von der CDU behauptet. Dobrindt allerdings konzentriert seine Angriffe mittlerweile auf die SPD. Das kann aber auch andere Gründe haben.
Andrea Nahles und die Unions-Männer
Gerhard Schröder hat Andrea Nahles einst als Nervensäge bezeichnet, da war er Kanzler und sie Chefin der Jusos. Der damalige SPD-Chef Franz Müntefering trat zurück, weil sie Generalsekretärin werden wollte. Mittlerweile ist Nahles über den Umweg Arbeitsministerin Chefin der Bundestagsfraktion geworden und wegen der Schwäche von Martin Schulz die eigentlich starke Figur der SPD – mit Mut zu gelegentlicher Grobheit. Grund genug eigentlich für die politischen Gegner, auf Distanz zu gehen.
Es passiert das Gegenteil: Als Ministerin verstand sie sich blendend mit dem oft Missmut ausstrahlenden Herrn der Kassen, Finanzminister Wolfgang Schäuble. Nun ist die Sympathie auf Unions-Fraktionschef Volker Kauder übergesprungen. Und sogar CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt überraschte jüngst mit einer Eloge auf Nahles. Sie sei verlässlich und strategisch klug – „eine der herausragenden Persönlichkeiten der SPD“. Immer mitdenken: Ein Lob der Konkurrenz hilft im eigenen Laden nicht unbedingt.
Jens Spahn und Christian Lindner
Es gab diese Momente der parteiübergreifenden Innigkeit während der sonst ruppigen Jamaika-Verhandlungen: Andere rumpelten aneinander, Jens Spahn und Christian Lindner zeigten sich munter plaudernd als gutes Team. Beide sind Ende 30, beide aus Nordrhein-Westfalen, beide inszenieren sich als Opposition zu Angela Merkel. Der eine von außen, der andere aus Merkels eigener Partei heraus. Lindner ist schon Parteichef. Spahn hätte vermutlich nichts dagegen, es zu werden. Lindner ließ die Jamaika-Sondierungen platzen.
Wie Spahn findet er eine Minderheitsregierung eine charmante Idee, und dass diese Konstellation möglicherweise nicht von langer Dauer und damit Merkels politisches Ende sein könnte, dürfte beiden durchaus zupass kommen. Nun ist Lindner mit seiner Frau auch noch in Spahns Wohnung in Berlin-Schöneberg gezogen, nach dem Auszug des CDU-Manns allerdings. Klingt noch ein bisschen mehr nach Verschwörertum. Spahn sagt, er könne Politisches und Privates durchaus trennen.
Horst Seehofer und Angela Merkel
Es gibt immer etwas Geschubse zwischen den beiden Schwestern, zwischen CDU und CSU. Die eine Partei etwas biederer, die andere etwas robuster – da sind Reibereien vorprogrammiert. Die Parteichefs Horst Seehofer und Angela Merkel aber wurde das Gerangel zum Faustkampf. Man verstehe den anderen nicht mehr, hieß es auf beiden Seiten. Eine Therapie schien dringend nötig. Die kam dann in Form der Bundestagswahl, die beide zu Boden warf – und offenbar ernüchterte. Beim CSU-Parteitag eine Woche vor Weihnachten jedenfalls war Friedfertigkeit und freundliches Scherzen angesagt. Seehofer schwärmte davon, wie gut es Deutschland gehe mit dieser Kanzlerin und erinnerte an gewonnene Landtagswahlen. Merkel lobte einen CSU-Politiker nach dem anderen und verwies auf den Schlager „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Der Gedanke an die Fortsetzung „Aber unsere Liebe nicht“ ließ die Delegierten lachen.
Horst Seehofer und Markus Söder
Markus, lieber Markus, flötete Horst Seehofer. Horst! gab Söder zurück. Er kann es, schwärmte Seehofer. Er konnte es, gab der zurück. Dass Söder für Seehofer noch vor nicht allzu langer Zeit ein rücksichtsloser Machtmensch war, der vor Intrigen nicht zurückscheute – vergessen. Dass Seehofer in Söders Augen ein sturer Uhu war, den man eben schubsen musste, weil er selbst nicht weichen wollte – geschenkt. Reibereien unter „gestandenen Männern“, schwindelte Söder. Nie und nimmer habe es ernsthaft Ärger gegeben, sondern nur gegenseitige Neckereien im unspektakulären Knallerbsen-Format, flunkerte Seehofer. Den weißblauen CSU-Schmachtfetzen gab die CSU am dritten Adventswochenende. Die CSU schmolz zwar nicht dahin, ist aber ganz zufrieden, dass die da oben mal endlich Ruhe geben. Vorerst zumindest. Söder und Seehofer haben sich nun für einen Paarlauf als Ministerpräsident und Parteichef entschieden. Das geht gut, solange beide in dieselbe Richtung wollen und sich nicht mit ihren Schlittschuhen verheddern.