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Chronik der Woche vom 28. August bis 4. September Chronik der Woche vom 28. August bis 4. September: Nach der großen Flut ersticken die Fische

Von Hajo Krämer 04.09.2002, 15:18
Tote Fische in Wörlitz
Tote Fische in Wörlitz dpa

Oranienbaum/MZ. - Dazu die Hitze, die verfaulenden Pflanzen. "Der Sauerstoffgehalt tendiert in diesen Gewässern gegen Null", erklärt Karl-Heinz Jährling, der für Gewässer zuständige Sachgebietsleiter im Biosphärenreservat Flusslandschaft Mittlere Elbe. In manchen Gewässern treten bereits Schwefelwasserstoffkonzentrationen auf. Die gleichzeitige Sulfitbildung färbt Wasser und Pflanzen schwarz. Die Folge: Massenhaftes Fischsterben.

Karpfen, Zander, Hecht, Schlei: "Es betrifft alle Fischarten und alle Größen", meint Karl-Heinz Jährling. Selbst die sehr widerstandsfähigen Aale gehörten mitunter schon zu den Opfern. Das Fischsterben sei im gesamten Bereich des Bisophärenreservats Flusslandschaft Mittlere Elbe von Wittenberg bis Stendal zu beobachten sowie an den Unterläufen der Nebenflüsse, vor allem in den Altgewässern der Überflutungsauen (wie Schönitzer See östlich von Wörlitz und der Wörlitzer See selbst) und in ökologisch wertvollen Standgewässern in Abschnitten mit zerstörten Schutzdeichen.

"Bedauerlicherweise können aufgrund der Ausdehnung des Fischsterbens kaum Gegenmaßnahmen getroffen werden", meint Karl-Heinz Jährling. Sicher sei die künstliche Belüftung kleiner, isolierter Teiche möglich, aber die Arbeitsschwerpunkte würden derzeit auf anderen Gebieten liegen, wie bei der Trockenlegung noch überfluteter Landstriche.

Entgegen der bisher üblichen Verfahrensweise bei lokal festgestellten Fischsterben - wo Wasserproben und tote Fische untersucht werden müssten, um Ursachen und Verursacher festzustellen - sei die Einzelfallaufklärung jetzt zumeist müßig. Das Massensterben führt Jährling "eindeutig auf das Hochwasser" zurück, letztliche Ursache Sauerstoffmangel. Deshalb sei nach bisherigen Erkenntnissen auch nicht mit einer Belastung der Nahrungskette mit giftigen Fischen zu rechnen. Menschen sollten aber auf keinen Fall die toten Fische essen.

Bei dem Massensterben bleibe nun meist nur noch eine formelle Registrierung der "natürlichen Katastrophe" und "das Unterstützen einer schnellen Gewässerneubesiedelung im Nachgang".

Große Kadaveransammlungen sollten durch die zuständigen Stellen oder Gewässerpächter schnell entsorgt werden. "An einigen Gewässern leistet unsere Naturwacht schon tatkräftige Unterstützung", versichert Karl-Heinz Jährling. Und es kommt sogar Verstärkung von den Kollegen aus Brandenburg. Mit ihnen zusammen soll heute der Crassensee "abgefischt" werden.