China China: Tote und Verletzte bei bürgerkriegsähnlichen Unruhen

Peking/dpa. - Nach den schwersten ethnischen Unruhen in China seit Jahren mit mindestens sieben Toten herrschte am Montag der Ausnahmezustand in der betroffenen Region. Angehörige der muslimischen Hui-Minderheit und Han-Chinesen hatten sich im Kreis Zhongmou in der Provinz Henan in Zentralchina tagelang blutige Auseinandersetzungen geliefert, wie Bewohner berichteten. DieBehörden lüfteten indes die Nachrichtensperre über die «großeKonfrontation» und berichteten, sieben Menschen seien ums Lebengekommen, 42 verletzt worden. Bewohner der Dörfer hatten zuvor von mindestens zehn Toten gesprochen.
Mehr als 10 000 Soldaten und Polizisten waren nach Angaben vonAugenzeugen mobilisiert worden, um die verfeindeten Volksgruppen zutrennen. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dieSituation sei «unter Kontrolle». Die Behörden verschwiegen aber, dassder Konflikt zwischen Muslimen und Han-Chinesen ausgebrochen war.Bewohner beschrieben die Lage als «angespannt». Sicherheitskräftehatten Straßensperren eingerichtet und Dörfer abgeriegelt. ErsteFestnahmen wurden bekannt. Lokale Quellen widersprachen einem Berichtder «New York Times», wonach 148 Menschen getötet worden seien.
Die Ausschreitungen ereigneten sich eine Woche nach schwerenUnruhen mit dutzenden Verletzten in der Metropole Chongqing, beidenen auch das Militär gerufen worden war. Der Konflikt in Henanentzündete sich nach Angaben von Bewohnern ähnlich wie in Chongqingan einem Streit auf der Straße, der wegen aufgestauter Spannungenrasch eskalierte. Ein Han-Chinese habe mit seinem Auto einem Fahrzeugmit Muslimen nicht Platz machen wollen, berichteten Dorfbewohner.Deswegen sei es zu einer Schlägerei gekommen, die beide Volksgruppengegeneinander aufgebracht habe. Vor allem Mittwoch und Donnerstaghabe es heftige Kämpfe gegeben.
Bewohner aus Nachbardörfern seien mit Knüppeln aufeinanderlosgegangen, auch habe es blutige Zusammenstöße zwischen Muslimen undHan-Chinesen einzelner Dörfer gegeben, schilderte der Imam einerörtlichen Moschee. Schwer betroffen seien Huihuizhai, Nanren, Weitanund Xinzhuang. Als der Konflikt abgeflaut sei, habe die Verletzungeines kleinen Hui-Jungen, der verprügelt und dem der Arm gebrochenworden sei, den Konflikt wieder neu angefacht, schilderte derGeistliche. Autos wurden in Brand gesteckt, auch gab es Plünderungen.
Der Imam berichtete, allein in seinem Dorf seien drei Han-Chinesengetötet worden, drei oder vier weitere im benachbarten Nanren. NachSchilderungen von Muslimen und Han-Chinesen hatten sich dieSpannungen schon länger aufgebaut. «Einige Han-Chinesen hassen dieHui richtig», sagte ein Lehrer. Der Imam machte auch die schlechteinternationale Stimmung gegenüber Muslimen verantwortlich, die Han-Chinesen zunehmend negativ beeinflusse.
Einige Muslime warfen den Behörden «ungerechte Behandlung» imUmgang mit Konflikten beider Volksgruppen vor. So habe die Polizeidiesmal Tränengas auch nur gegen Hui eingesetzt und Han-Chinesenverschont. In China leben etwa 18 Millionen Muslime, von denen rund 9Millionen der Hui-Minderheit angehören, die aber ethnisch zu denChinesen gehören.