Kommentar zur Affäre um Chemnitz-Video Chemnitz-Video: Hans-Georg Maaßens Rücktritt ist unausweichlich - Kommentar

Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen ist zurückgerudert. Das war zu erwarten. Fehler einzugestehen, das scheint aus der Mode gekommen sein. Maaßen hat erklärt, er sei falsch verstanden worden. Nicht er ist schuld, sondern die, die seine Sätze missverstehen.
Maaßen hatte zuvor die Theorie aufgestellt, dass das Video aus Chemnitz, das einen Übergriff auf einen Ausländer zeigt, nicht authentisch sei.
Alles ein großes Missverständnis?
Er habe Zweifel gehabt, ob das Video „authentisch“ eine Menschenjagd zeige. So hat er es gemeint und so hat er es nun am Montag Innenminister Horst Seehofer berichtet. Alles ein großes Missverständnis, alles ganz anders gemeint, also?
Glaubhaft ist diese Relativierung kaum. In einer mit Semantik aufgeladenen Debatte kann man erwarten, dass ein Verfassungsschutz-Chef sich sehr genau überlegt, mit welchen Äußerungen er an die Öffentlichkeit tritt. Er sollte es zumindest. Tut es er nicht, wirft er Sätze lapidar in den Raum, dann muss er sich der Verantwortung stellen und mit den Folgen leben.
Seehofer sprach uneingeschränktes Vertrauen“ aus
Es ist kaum vorstellbar, dass diese Erklärung ausreicht, um Maaßen im Amt zu behalten. Aber: Erst Sonntag hat Seehofer ihm sein „uneingeschränktes Vertrauen“ ausgesprochen. Er will den Bericht nun erst mal sehr genau prüfen.
Und Maaßen weiß sich zudem in guter Gesellschaft: Auch Seehofer fühlt sich häufig missverstanden – das konnte man zuletzt an seiner zynischen Bemerkung über die 69 abgeschobenen Afghanen sehen. Er wird also auch vor diesem Hintergrund abwägen, ob er einen Rausschmiss für nötig hält.
Stattdessen sollte Maaßen den Weg gehen, den er selbst zu verantworten hat. Ein Rücktritt ist unausweichlich geworden.