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Bürgerkrieg mit gefährlichen Folgen

Von Frank Nordhausen 04.10.2012, 17:01

BERLIN/MZ. - Gibt es Krieg mit Syrien? Diese Frage stellten die türkischen Zeitungen, nachdem syrische Mörsergranaten im Grenzdorf Akcakale eine Frau und ihre vier Kinder getötet sowie 13 Menschen verletzt hatten. Während türkische Artillerie auch am gestrigen Morgen Stellungen des syrischen Militärs nahe der Grenze ins Visier nahm, richteten sich alle Augen auf Ankara. Dort billigten die Abgeordneten mit großer Mehrheit ein Gesetz, dass es der Armee erlaubt, militärisch in Syrien zu intervenieren, wenn es die Regierung für notwendig erachtet. Die auf ein Jahr befristete Regelung solle abschreckende Wirkung entfalten und sei "keine Kriegserklärung", sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Besir Atalay.

Das Klima zwischen den Ländern ist seit dem Beschuss extrem gespannt. Während die Regierung in Damaskus sich offiziell für das "tragische Missgeschick" entschuldigte, gingen türkische Politiker zwar auch davon aus, dass es sich um ein Versehen handelte, doch betonten zugleich das Recht ihres Landes, sich gegen eine "nationale Bedrohung" zur Wehr zu setzen. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete den Gegenschlag als "Akt der Selbstverteidigung". Die Türken attackieren einen rund zehn Kilometer im Inland gelegenen Militärstützpunkt, von dem der Angriff auf Akcakale ausging.

Dies ist nicht der erste Übergriff syrischer Truppen auf die Türkei. Im April trafen Syrer ein Flüchtlingslager nahe Kilis und verletzten mindestens drei Türken. Im Juni wurde ein türkischer Kampfjet vor der syrischen Küste abgeschossen, wobei zwei türkische Piloten starben. Seither haben sich mehrfach Kugeln über die Grenze verirrt. Stets drohte Erdogan mit Vergeltung, ließ aber keine militärischen Aktionen folgen. Nachdem Baschar al-Assad mehrere Vermittlungsversuche der Türkei im Syrienkonflikt ins Leere laufen ließ, unterstützte die Regierung in Ankara die syrische Opposition. Die Türkei lässt den Schmuggel leichter Waffen über die Grenze zu und bietet den Rebellen einen Rückzugsraum. Wegen seiner besonnenen Reaktionen zog Erdogan viel Spott auf sich. Doch er muss, vor allem wegen des Kurdenkonfliktes, sicherstellen, dass das Staatsgebilde nicht beschädigt wird. Sein Chefberater stellt klar: "Die Türkei hat kein Interesse an einem Krieg mit Syrien. Aber sie ist in der Lage, ihre Grenzen zu schützen und zurückzuschlagen."